So teuer werden die nächsten Ferien
Fette Preissteigerung bei Schnitzel, Gelati oder Mietwagen

Endlich wieder Ferien – und dank der Corona-Pause auch wieder im Ausland. Die Sache hat allerdings einen Haken. Die Teuerung hat Europa und die USA fest im Griff, das kann so manches Ferienbudget strapazieren.
Publiziert: 13.06.2022 um 07:56 Uhr
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Aktualisiert: 07.06.2023 um 17:29 Uhr
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Die Inflation trübt vielerorts die Ferienfreude: So haben in Italien die Preise für Schirm und Liegestühle aufgeschlagen, ...
Foto: imago/imagebroker
Christian Kolbe

Die Schweiz ist im Fieber – im Reisefieber. Nach zwei Jahren Pandemie locken nun wieder ferne Länder, weite Strände und das blaue Meer. Doch leider grassiert auch noch ein anderes Fieber: das Teuerungsfieber. Seine Schübe haben das Leben – und damit das Reisen – in vielen Ländern um einiges teurer gemacht. Gerissene Lieferketten, der Krieg in der Ukraine und billiges Geld lassen die Preise durch die Decke schiessen. Zusammen mit dem grossen Nachholbedarf bei den Reisen kann die Inflation das Reisebudget vieler Schweizerinnen und Schweizer arg strapazieren. Blick zeigt, was dem Portemonnaie in einigen beliebten Sommerferien-Destinationen droht.

Italien (Teuerung 6,9 Prozent)

Des Italieners liebste Beschäftigung – schnell einen Kaffee in der Bar schlürfen – ist Teil des Weltkulturerbes. Nur kostet der in diesem Jahr 5 Prozent mehr. Ein Gelati auf der Piazza schlecken, reisst gerade für Familien neuerdings ein Loch in die Reisekasse, ist doch die Kugel Glace satte 12 Prozent teurer geworden. So richtig billig war der Tag an den meist privaten italienischen Stränden noch nie, nun haben dort die Preise für Speisen und Getränke deutlich aufgeschlagen. Noch stärker ist der Anstieg bei den obligaten Sonnenschirmen und Liegestühlen. Im bei Schweizern beliebten Alassio in Ligurien kann eine Woche Schirm und Liege bis zu 400 Franken kosten. Da ist es ein schwacher Trost, dass die Pizza lediglich 4 Prozent mehr kostet.

Griechenland (Teuerung 10,9 Prozent)

Zwar tut Griechenland viel, damit die Bevölkerung nicht übermässig stark unter den gestiegenen Energiepreisen leidet. Die Regierung subventioniert etwa energiesparende Kühlschränke oder fordert die Beamten zum Schwitzen auf – indem Klimaanlagen auf Sparflamme laufen. Doch davon haben die Touristen nichts. Die Fährpreise sind ebenso gestiegen wie die Kosten für Hotels, vor allem in Drei- und Viersterneherbergen hat sich der Aufenthalt stark verteuert. Vereinzelt ist bereits von einer «Abzockerkultur» in der Hochsaison die Rede. Souflaki kosten ein ganzes Drittel mehr als noch vor einem Jahr, die kleine Flasche Bier gibts vielerorts für über 5 Franken, die Weinpreise steigen im Wochenrhythmus, wie viele Tavernenbesitzer beklagen.

Spanien (Teuerung 8,7 Prozent)

Mit dem Flugzeug aus der Schweiz an die Costa zu fliegen und dort mit dem Mietwagen weiterzureisen – das kann dieses Jahr ganz schön teuer werden. Denn die Mietpreise sind regelrecht explodiert, waren an Ostern doppelt so teuer wie vor einem Jahr. Das dürfte auch im Sommer gelten, in Spanien herrscht ein Mangel an Mietautos. Ein globales Phänomen: Weltweit sind die Mietwagenflotten um ein Fünftel geschrumpft. Da nützt es wenig, wenn die spanische Regierung den Treibstoff verbilligt. Die Paella hat sich ebenso verteuert wie die Konsumation im Restaurant oder in der Tapasbar. Die spanischen Hoteltarife kletterten in den letzten zwölf Monaten sogar um 21 Prozent.

Frankreich (Teuerung 5,2 Prozent)

Die Franzosen haben die Teuerung vergleichsweise gut im Griff. Die Bäcker nehmen vieles in Kauf, damit der Preis für ein Baguette nicht durch die Decke geht. Denn das würden die Franzosen kaum goutieren. An der Zapfsäule wird der Liter Benzin mit 16 Rappen subventioniert, sonst würde der Sprit mehr als in der Schweiz kosten. Die Strom- und Gaspreise sind gedeckelt. Von den staatlichen Eingriffen profitieren auch Touristen. Allerdings sind dieses Jahr die Mautgebühren stärker gestiegen als in den Vorjahren, im Schnitt um 2 Prozent. Auch die französische Post verlangt dieses Jahr mehr Geld für die Briefmarke auf der Ansichtskarte vom Eiffelturm. Autofahrer aufgepasst: Frankreich ersetzt seine veralteten Radarfallen durch moderne Hightechgeräte. Zu schnelles Fahren kann damit teuer werden – und kostet erst noch mehr Benzin.

Deutschland (Teuerung 7,9 Prozent)

Die Zeiten, als ein Ausflug nach Deutschland zur Schnäppchenjagd einlud, sind fürs Erste vorbei. Vor allem für Gäste, die in Deutschland ein paar Tage übernachten. Ferienwohnungen kosten in der Hauptreisezeit von Juni bis August im Schnitt zwölf Prozent mehr. Die Hotelpreise liegen sogar um 16 Prozent höher. Die Preiserhöhungen können allerdings sehr unterschiedlich ausfallen: Eine schöne Unterkunft auf der Insel Rügen mit Meerblick, die im vergangenen Jahr noch für rund 120 Franken am Tag zu haben war, kostet jetzt über 180 Franken. Auch der Aufenthalt in einem schicken Wellnesshotel schlägt deutlich teurer zu Buche. Besonders gestiegen sind die Getränkepreise: Das Glas Wein am Abendbuffet kann schon mal über 15 Franken kosten.

Österreich (Teuerung 8 Prozent)

Ferien in Österreich ohne ein deftiges Wiener Schnitzel – für viele undenkbar. Doch das ist inzwischen ein teurer Spass. Denn die Preise einzelner Zutaten haben sich teilweise verdreifacht. Wer noch Pommes dazu möchte, zahlt noch mehr drauf, da in Österreich – wie in vielen Ländern – Speise- und Frittieröl knapp ist. Bekannt ist das Land auch für Kuchen und Süssspeisen in Kaffeehäusern und Konditoreien. Nichts für Kalorienbewusste, denn meist hat es in den Naschereien viel Butter. Und die kostet über ein Fünftel mehr. Nicht zu vergessen, die grosse Abhängigkeit des Landes von russischem Erdgas. Die österreichischen Gastwirte kostet das Heizen der Wellnessbereiche, Saunalandschaften und der Zimmer inzwischen ein Vermögen, das schlägt auf die Zimmerpreise durch. Diese steigen zwischen 8 und 15 Prozent.

Türkei (Teuerung 73,5 Prozent)

In keinem anderen Ferienland ist die Inflationsrate so hoch wie in der Türkei, dabei soll diese Zahl gemäss Experten noch geschönt sein. Trotzdem dürften die Türkeiferien auch in diesem Jahr zu den günstigsten gehören. Denn trotz galoppierender Preise kosten Übernachtungen und Essen in der Türkei über ein Drittel weniger als in der Schweiz. Kommt hinzu, dass es viele freie Betten geben könnte, da in diesem Jahr viele Feriengäste aus der Ukraine, aber auch aus Russland fernbleiben dürften. Die schwache türkische Lira hilft dem Portemonnaie der Touristen aus der Schweiz und dem Euroraum. Da aber in vielen türkischen Ferienregionen der Euro inzwischen die Hauptwährung ist, dürfte vor allem der Einkauf von Lebensmitteln etwas mehr kosten. Brot hat deutlich aufgeschlagen, die Preise für Gurken und anderes Gemüse steigen exorbitant.

USA (Teuerung 8,6 Prozent)

Die USA sind immer noch das Traumland für viele Schweizer Touristen. Die Flüge sind gut bis sehr gut gebucht, die Tickets (auch wegen der gestiegenen Kerosinkosten) deutlich teurer. Wer sich mit dem Motorhome frei und unabhängig durch das Land der unbegrenzten Möglichkeiten bewegen möchte, muss besonders tief in die Tasche greifen – wegen der grossen Nachfrage, aber auch, weil Benzin in den USA so teurer ist wie noch nie. Auch die grosse Shoppingtour in den Malls lohnt sich kaum noch, die hohe Teuerung frisst die Preisunterschiede ebenso auf wie der wiedererstarkte Dollar. Unterm Strich haben sich die USA-Ferien um 20 bis fast 40 Prozent verteuert.

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