«Was die Swiss bietet, fördert die Sympathie der Kunden nicht»
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Frust bei Reisebüros:«Was die Swiss bietet, fördert die Sympathie der Kunden nicht»

Gestrichene Swiss-Flüge
Mehraufwand bringt kleine Reisebüros an ihre Grenzen

Nachdem die Swiss für den Sommer 100 Flüge gestrichen hat, werden die Reisebüros mit zusätzlicher Arbeit überhäuft. Eine Reisebüro-Betreiberin aus Zürich macht ihrem Unmut Luft. Andere halten den Ball flach.
Publiziert: 09.06.2022 um 00:29 Uhr
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Aktualisiert: 09.06.2022 um 13:45 Uhr
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Mit der Streichung von 100 Sommer-Flügen bürdet die Swiss den Reisebüros viel zusätzliche Arbeit auf.
Foto: Sven Thomann
Martin Schmidt

Zum Glück fahre ich diesen Sommer mit dem Auto in die Ferien, dürften sich derzeit viele sagen. Reihum sorgen Airlines mit gestrichenen Ferienflügen für schlechte Laune, vor allem die Swiss. Die Lufthansa-Tochter streicht rund 100 Sommerflüge, weil sie zu wenig Personal und Flugzeuge hat. Mehrere Zehntausend Passagiere sind betroffen.

Gerade die kleineren Reisebüros stöhnen vor lauter Umbuchungen, Kundinnen und Kunden machen ihrem Ärger Luft. Im Betrieb Reisecocktail von Geschäftsführerin Barbara Wohlfarth (38) laufen derzeit die Telefondrähte heiss. «Ich hatte allein am Dienstag zwanzig Kunden am Telefon, sagt Wohlfarth zu Blick. Einen halben Arbeitstag habe sie das gekostet. Sie weiss: «In der Reisebranche wird der Groll über die Swiss immer grösser.»

Wohlfarth ist seit rund 20 Jahren in der Reisebranche tätig. Ihr kleines Reisebüro mit Sitz in Affoltern am Albis ZH beschäftigt elf Mitarbeitende in Teilzeitpensen, denen die Swiss nun einen gewaltigen Berg von zusätzlicher Arbeit beschert. Mit dem gleichen Problem haben derzeit auch viele andere Reisebüros zu kämpfen.

Mehrkosten von 100 bis 150 Franken pro Kunde

Mit der Buchung eines neuen Flugs ist die Arbeit aber nicht erledigt. «Wir müssen von Hand ein neues Ticket ausstellen und womöglich den Transfer zum Hotel, die Buchung des Mietautos sowie die Hotelreservation anpassen und dann noch den Kunden informieren. Das dauert pro Kunde rasch einmal eine Stunde und verursacht uns Kosten von 100 bis 150 Franken», so Wohlfarth.

Mehrkosten, die von der Swiss nicht übernommen werden. Für ihr kleines Reisebüro sei das finanziell nicht zu stemmen, sagt Wohlfarth. «Es tut uns jedes Mal leid, wenn wir unseren Kunden für Fehler der Airline einen Zusatzaufwand verrechnen müssen.»

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«Andere Airlines zeigen sich deutlich kulanter»

Wohlfarth geht mit der Swiss hart ins Gericht: «Das ist nicht das erste Mal, dass wir zahlreiche Reisen anpassen müssen. In den letzten Monaten mussten wir manche Flugtickets der Swiss bis zu 20-mal überarbeiten.» Die Reisecocktail-Inhaberin kritisiert auch den Service gegenüber den Reisebüros: «In den letzten Jahren hat Swiss diesen deutlich abgebaut.»

Was Wohlfarth ganz besonders ärgert. «Macht dann mal ein Reisebüro einen kleinen Fehler und muss bei den Passagierdaten eine Korrektur vornehmen, berechnet die Swiss dafür jedes Mal mindestens 20 Franken. Andere Airlines zeigen sich deutlich kulanter.»

Der Frust sitzt bei Wohlfarth tief. «Am liebsten würde ich meinen Kunden von einem Flug mit Swiss und ihrer Lufthansa-Mutter abraten. Doch dafür sind diese Anbieter für die Reisebranche zu wichtig.»

Von Seiten der Swiss wird CCO Tamur Goudarzi Pour (52) in einem Blick-Interview in der Freitagsausgabe Stellung zu den Vorwürfen nehmen.

Kunden von Reisebüros können beruhigt sein

Grosse Büros können das besser stemmen, haben mehr finanzielle Ressourcen. Flugplanänderungen oder -streichungen seien für Reisebüros natürlich unerfreuliche Nachrichten, sagt Kuoni-Sprecher Markus Flick: «Dadurch entsteht für uns ein grosser Mehraufwand. Doch die Kunden müssen sich um nichts kümmern. Wir werden Alternativen abklären, die im Regelfall nicht mit Mehrkosten für unsere Kundinnen und Kunden verbunden sind.»

Auch beim Reiseveranstalter Tui haben sich besorgte Kunden gemeldet. Die Flugstreichungen würden vor allem City-Verbindungen betreffen und nicht die klassischen touristischen Strecken, sagt Sprecherin Constanze Andrianello. «Aktuell sehen wir daher nur sehr vereinzelt Flüge, bei denen wir die Gäste bereits umbuchen konnten.»

Droht im Sommer erneut ein Chaos an den Flughäfen?

Jörg Waldvogel (55) ist Geschäftsführer des Reisebüros Chrisway Travel in St. Gallen. Er kann die zum Teil heftige Kritik an der Swiss nicht ganz nachvollziehen. «Natürlich schafft das für das Reisebüro einen Mehraufwand. Doch die Swiss übernimmt bei den Umbuchungen zumindest die Mehrkosten, wenn der neue Flug teurer ist.»

Viel kritischer sieht Waldvogel hingegen die Kapazitäten an den Flughäfen. «Mir graut schon davor, wenn viele Kunden im Sommer aufgrund der langen Wartezeiten ihre Flüge verpassen werden.»

Er empfehle den Kunden deswegen, drei oder noch besser vier Stunden vor Abflug am Flughafen zu sein. Bereits in den Tagen vor Pfingsten und am Pfingstwochenende waren viele europäische Flughäfen mit dem Passagieraufkommen völlig überfordert.

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