Im Berner Diemtigtal ist der erste Schnee auch auf 1230 Meter über Meer schon gefallen. Alles scheint bereit für den Start in die Skisaison. Um sich auf den besonderen Winter vorzubereiten, treffen sich die Angestellten der Grimmialpbergbahnen zu einer Corona-Schulung. 15 Angestellte stehen in zwei Gruppen neben dem Pistenrand und vor der Station des Sessellifts. Zackig gehen sie gemeinsam die neuen Regeln durch.
Im Zentrum stehen die Umsetzung des Schutzkonzepts und der Umgang mit Masken-Verweigerern. «Wir bitten in diesem Fall höflich darum, die Maske aufzusetzen. Wenn das auch nichts nützt, stellen wir die Bahn ab», sagt Michael Künzi (44), Geschäftsführer der Bergbahnen. Da kennt er nichts.
Grundlage ist endlich bekannt
Seit Freitag können die abschliessenden Vorbereitungen für die Eröffnung am 12. Dezember losgehen. Dann gab nämlich Bundesrat Alain Berset (48) die Regeln für den Skiwinter bekannt. Es gibt keine generellen Kapazitätsbeschränkungen, dafür eine Maskenpflicht am Skilift und beim Anstehen. Die Erleichterung bei den Bergbahnen ist gross. «Wir sind sehr froh über die neusten Massnahmen», sagt Ueli Wampfler (44), Präsident der Grimmialpbergbahnen.
Trotz aller Auflagen stand nie zur Diskussion, das Skigebiet in diesem Jahr nicht zu öffnen. Im Gegenteil, die Grösse des überschaubaren Gebiets stellt dieses Jahr sogar eine Chance dar. Davon sind auf der Grimmialp alle überzeugt. Mit einem Tellerlift, einem Skilift und einem Sessellift seien die Auflagen des Bundes gut umzusetzen.
Keine Menschentrauben beim Anstehen
Es gibt kein Restaurant, das ein zusätzliches Schutzkonzept benötigt. Zu grossen Menschenansammlungen käme es sehr wahrscheinlich auch nicht. «Selbst wenn wir dieses Jahr auf 20 Prozent mehr Gäste hoffen können, schaffen das unsere Anlagen problemlos. Es gibt keinen Stau», sagt der Wampfler stolz.
Er hofft, dass zusätzliche Gäste die Mehrausgaben für Material, Masken, Desinfektionsmittel und allenfalls mehr Personal, kompensieren. Sollte es gar zu einem Ansturm kommen, will er mehr Personal einsetzen, damit die Abstände sichergestellt sind.
Skirennen schon jetzt abgesagt
Im Wartebereich vor der Bahn geben Markierungen am Boden den Abstand vor. Schilder weisen auf Maskenpflicht und separate Eingänge für Fussgänger hin. Die Entwürfe der Schilder werden an der Schulung gezeigt. Die Angestellten bekommen zudem eine Checkliste mit den wichtigsten Regeln.
«Unsere grösste Schwierigkeit wird die Umsetzung des Konzepts in der Praxis sein», meint Verwaltungsrätin Pamela Ulmann (35). Sie ist auch in der Skischule tätig. Auch dort gibt es ein Schutzkonzept. «Wir sind parat. Nur das Skirennen mussten wir leider schon absagen», sagt sie.
Für die meisten Angestellten ist das Schutzkonzept nur teilweise neu. «Die grösste Arbeit hatten wir im Sommer am Schutzkonzept. Jetzt kommt nur noch die generelle Maskenpflicht hinzu», sagt Künzi. Die Angestellten seien bereits erfahren. Nachdem der Sommer sehr gut lief, blickt Künzi auch dem Winter optimistisch entgegen. Trotz Corona. Und dies, obwohl im Vorverkauf 30 Prozent weniger Saisonkarten verkauft wurden als im Vorjahr.
«Das ist meine grösste Angst»
Einzig eine Zwangsschliessung wegen steigender Fallzahlen mitten im Winter könnte dem Betrieb noch einen Strich durch die Rechnung machen. «Das ist meine grösste Angst. Mein ganzes Herzblut steckt nämlich hier drin», sagt auch der stellvertretende Rettungschef Hans Erb (70) und schluckt leer.
Wie ernst die Angestellten ihren Job nehmen, zeigt die letzte Frage der Schulung: «Darf ich einem Kind überhaupt noch auf den Sessel helfen?» Der Verwaltungsratspräsident beruhigt. Helfen mit Maske sei immer noch erlaubt.