Auf einen Blick
- Ski-Klassiker in Adelboden und Wengen bringen wirtschaftlichen Aufschwung und Bekanntheit
- Weltcup-Rennen sind existenziell für die Wettbewerbsfähigkeit der Skigebiete
- Lauberhornrennen generieren geschätzte Wertschöpfung von 40 Millionen Franken für die Region
Die Schweizer Ski-Klassiker liefern uns dieses Jahr wieder eindrückliche Bilder in die Stube. Im verschneiten Adelboden BE schien letzte Woche genau so die Sonne, wie sie es dieses Wochenende an den Lauberhornrennen tut. Dem einen oder anderen Wintersportler wird klar, dass er den legendären Hundschopf wohl selber einmal hinunter muss – wenn auch wahrscheinlich im Rutschen und nicht im Fliegen.
Von den Prachtsverhältnissen profitieren die beiden Regionen im Berner Oberland extrem. «Zum einen ist da der unmittelbare wirtschaftliche Effekt am Rennwochenende», erklärt Jürg Stettler (59), Institutsleiter Tourismus und Mobilität an der Hochschule Luzern. Dazu zählen etwa die Ausgaben der Besucher in Restaurants und Hotels. «Zum anderen erlangen die Skigebiete eine grössere Bekanntheit und ein besseres Image», sagt er.
6 Millionen vor dem TV
Dieser Effekt ist schwierig zu messen, aber unbestritten. Das bestätigen auch die beiden Destinationen. «Die Bilder gehen um den Globus», meint Caroline Willems, Sprecherin von Tourismus Adelboden-Lenk-Kandersteg. «Mit rund 6 Millionen Live-Zuschauern am TV weltweit und den unzähligen Social-Media-Beiträgen von Besuchern und Athleten wird das Skigebiet in einer Weise beworben, die vermutlich durch kein Marketing-Budget erreicht werden könnte.»
Wenn Marco Odermatt (27) am Samstag die Lauberhornpiste hinunter donnert, werden noch mehr Fans vor dem Fernseher sitzen. Auch Rolf Wegmüller (48), Tourismusdirektor von Wengen, bekräftigt: «Die Lauberhornrennen generieren weltweit einen enormen Werbeeffekt.»
40 Millionen Franken Wertschöpfung
Die Events lassen so die Kassen ordentlich klingeln. «Aktuell schätzen die Veranstalter in Adelboden allein die indirekte Wertschöpfung für die gesamte Region auf 15 Millionen Franken», sagt Willems. 2018 schätzte der OK-Präsident der Lauberhornrennen Urs Näpflin (65) die direkte und indirekte Wertschöpfung des Events auf 40 Millionen Franken. In dieser Grössenordnung bewegen sich die Einnahmen auch heute, wenn nicht sogar noch höher.
Es sind horrende Beträge. Da stellt sich die Frage, ob die Skigebiete überhaupt ohne die Weltcuprennen überleben würden. «Wahrscheinlich schon, aber sie wären wohl kleiner und anders positioniert», spekuliert Tourismusexperte Stettler. «Die Skirennen leisten einen existenziellen Beitrag zur Wettbewerbsfähigkeit.»
Beschneiungsanlagen unverzichtbar
Dabei geht der wichtigste Faktor gemäss Stettler oft vergessen. «Die beiden Weltcuprennen sind auch deshalb so wertvoll, weil sie ganz eng verknüpft sind mit dem Winter-Kernangebot der Destination.» Von den Investitionen in die Bergbahnen und die Beschneiung profitieren alle Gäste – und nicht nur das Skirennen selbst. «Am Chuenisbärgli würde man heute vielleicht nicht mehr Ski fahren ohne das Rennen, weil man keine Beschneiungsinfrastruktur auf diesem Niveau gebaut hätte.»
So können sich die Destinationen gewisse Dinge leisten, die sonst nicht möglich wären. Den Wintersportlerinnen und Wintersportlern mags recht sein. Und wenn ein Schweizer am Samstag die Lauberhornabfahrt gewinnt, ist die Skiwelt sowieso in Ordnung.