«Skandale und Fehler des Managements»
Finma prüft Vorgehens-Möglichkeiten gegen Credit-Suisse-Führung

Die Finanzmarktaufsicht Finma prüft, inwieweit sie gegen das Credit-Suisse-Management vorgehen kann. Die Finanzmarktaufsicht sei keine Strafbehörde, sagt Finma-Chefin Amstad, aber entsprechende Möglichkeiten würden ausgelotet.
Publiziert: 26.03.2023 um 03:40 Uhr
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Aktualisiert: 26.03.2023 um 08:30 Uhr
Prüft, ob strafrechtlich gegen die gescheiterte Credit-Suisse-Spitze vorgegangen werden kann: Finma-Präsidentin Marlene Amstad.
Foto: PETER KLAUNZER

Die Finanzmarktaufsicht Finma prüft, inwiefern das heutige Credit-Suisse-Management zur Rechenschaft gezogen werden kann. «Wir sind keine Strafbehörde, aber wir loten die entsprechenden Möglichkeiten aus», sagt Finma-Präsidentin Marlene Amstad (54).

Ob neue Verfahren eröffnet werden, sei noch offen. «Letztlich war es ein Bank-Run», so Amstad im Gespräch mit der «NZZ am Sonntag». «Der Bank ging die Liquidität aus.» Die Probleme hätten eine lange Vorgeschichte: «Der Sturm auf Social Media war selbstverständlich nicht die Ursache», wie dies kürzlich noch von CS-Präsident Axel Lehmann (64) und auch Amstad nahegelegt worden war. Jetzt krebst Amstad zurück: «Die Ursache waren diverse Skandale und Fehler des Managements in den letzten Jahren. Die Bank war bereits in einer Reputations- und Vertrauenskrise.»

Nach der Übernahme liege der Fokus auf der Übergangsphase der Integration der CS in die UBS und der Finanzstabilität, sagt Amstad. Die Anforderungen an Kapital und Liquidität für die neue Riesenbank UBS sollen aber progressiv steigen. «Wir können das nicht per Montag verlangen, gewisse Übergangsfristen sind notwendig. Aber die Anforderungen werden steigen.»

Verworrene Lage

Die Finma begrüsse ausserdem die Diskussion über neue Interventions-Instrumente. «Erstens um die Bussenkompetenz, die die meisten Aufsichtsbehörden kennen. Das Zweite ist das sogenannte Senior-Manager-Regime, bei dem es um die Feststellung von Verantwortlichkeiten geht», sagte die Finma-Präsidentin. In der CS habe ein kulturelles Problem geherrscht, das sich in fehlenden Verantwortlichkeiten niedergeschlagen habe. «Oft war nicht klar, wer für was verantwortlich war.»

In vielen Fälle könne ihre Behörde aber jetzt schon einschneidende Massnahmen verfügen, sagte Amstad. Bei Verstössen gegen das Aufsichtsrecht habe die Finma schon früher intensiv eingegriffen. In den letzten Jahren seien sechs Enforcement-Verfahren gegen die CS geführt worden.

«Aber gerade, wenn wir scharf vorgehen, wird das meistens nicht öffentlich. Stellen Sie sich vor, es wäre bekannt geworden, dass wir bereits im November an der Sanierungsverfügung der CS arbeiteten oder die CS aufgefordert haben, alternative Lösungen für den jetzt eingetretenen Fall vorzubereiten.» (SDA/kes)

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