Die rasanten Fortschritte von Technologien, die künstliche Intelligenz (KI) anwenden, verunsichern viele Menschen. Wir sind noch weit davon entfernt, auf der Strasse intelligente Roboter zu treffen. Aber in den sozialen Medien begegnen wir solchen schon jetzt. Täglich.
Auf Instagram, Twitter und anderswo tummeln sich zahlreiche «virtuelle Influencer». Erste Gehversuche gab es schon vor circa 3 Jahren. Zuerst nahm das kaum jemand ernst. Inzwischen sind die Followerzahlen und Werbeaufträge der virtuellen Influencer aber explodiert. Die Aufmerksamkeit wächst.
Was sind virtuelle Influencer?
Die Rede ist von fiktiven, computergenerierten «Menschen». Es sind nicht bloss statische Avatare: Die neuen virtuellen Influencer sind dank KI in der Lage, mit anderen Nutzern zu interagieren. Und sie sehen täuschend echt aus, auf Bildern wie auch immer öfter in Videos.
Hinter diesen fiktiven Persönlichkeiten stecken einzelne Entwickler, die immer öfter im Auftrag von Marken handeln. Sie entscheiden, wie die Influencer aussehen, mit wem sie kommunizieren, was sie vermarkten. Damit haben die Schöpfer die volle Kontrolle. Sie brauchen keine «realen» Influencer mehr, denen bei der Vermarktung ab und an Fehler unterlaufen. Das heisst für Letztere: Die Konkurrenz wird härter.
Beispiel gefällig? Auf Instagram findet sich etwa Imma. Die virtuelle Mode-Influencerin wurde vom japanischen CG-Unternehmen Modeling Cafe erschaffen. Für ihre fast 400'000 Instagram-Follower bietet die Influencerin mit dem auffälligen Haarschnitt zahlreiche Stil-Inspirationen. Sie hat es sogar schon auf Magazin-Covers geschafft. Immerhin: Sie ist klar als virtuelle Influencerin deklariert.
Das ist auch der Fall bei der Königin der virtuellen Influencer, Lil Miquela. Das angeblich 19-jährige Latino Girl, das in Los Angeles (USA) konzipiert wurde, hat sagenhafte 2,3 Millionen Follower auf Instagram. Auch sie gibt Mode- und Lifestyle-Tipps zum Besten – klar als «Roboter» deklariert.
Die Grenze verschwimmt aber teils. So etwa bei Vicki Verano, die auf X (vormals Twitter) agiert. Seit März 2023 ist sie dabei und hat bereits knapp 76'000 Follower gesammelt. Das dürfte an den oftmals knappen Outfits liegen. Die virtuelle Influencerin ist nicht als solche deklariert. Sie interagiert mit den Usern, ist auf Videos zu sehen und teilt auf den ersten Blick wenige kommerzielle Inhalte. Dafür erhält sie zahllose Kommentare, nicht selten auch anzügliche. Offenbar merken die wenigsten Follower, dass sie es nicht mit einer echten Person zu tun haben. Oder es ist ihnen egal.
Echte Influencer gehen leer aus
Viele fürchten sich vor KI-Konkurrenz am Arbeitsplatz. Gerade für Influencer wird die «Bedrohung» immer realer. Denn Firmen zahlen auch virtuellen Influencern Geld für erfolgreiche Postings an viele Follower. Das Geld erhalten deren Schöpfer. Sie können die virtuellen Influencerinnen, die nie altern, pausenlos einsetzen. Oder sogar virtuelle Babys bedenkenlos als Influencer einspannen. Damit können herkömmliche Influencer nicht mithalten.