Hilferufe von Schweizer Wirtschaftsvertretern gehören seit Ausbruch der Corona-Krise zur Tagesordnung. Ganz anders der Tenor bei den Garten- und Baumärkten: Bei ihnen sind die Nachwehen des Lockdowns bereits Vergangenheit.
Eine BLICK-Umfrage bei verschiedenen Anbietern zeigt: Viele konnten die während der Zwangsschliessung entstandenen Einbussen zumindest teilweise aufholen. Ein Lichtblick inmitten der Schweizer Wirtschaft, die zunehmend zu Entlassungen greift, um Kosten einzusparen.
Umsatzrettung Online-Verkauf
Ob grosse Kette oder Familienbetrieb: Sie alle wurden Ende April von kaufhungrigen Hobby-Gärtnern überrannt. Denn: Dank grossen Verkaufsflächen profitierten sie als erste von der Lockerung des Corona-Regimes der Regierung.
Das spiegelt sich jetzt auch in den Umsatzzahlen wieder: So schliessen die Garten- und Bauabteilungen der beiden Detailriesen Coop und Migros das erste Halbjahr – trotz sechswöchiger Corona-Schliessung – auf Vorjahresniveau ab.
Neben eines deutlichen Nachholbedarfs bei den Kunden sei vor allem das florierende Online-Geschäft während des Lockdowns für den positiven Geschäftsverlauf verantwortlich, sagt eine Migros-Sprecherin.
Gute Umsätze dank geschlossenen Grenzen
Zu gut lief das Online-Geschäft während des Lockdowns beim Rafzer Gartencenter Hauenstein. «Der Ansturm war so gross, dass wir logistisch an unsere Grenzen stiessen und den Online-Shop für zwei Wochen schliessen mussten», sagt Geschäftsführer Rainer Marxsen (57).
Hauenstein hat sich fast vollständig vom Corona-Schock erholt – auch wenn die Wiedereröffnung in letzter Sekunde kam. «Wir erwirtschaften 60 Prozent des Umsatzes in den Frühlingsmonaten. Eine spätere Öffnung hätte uns wirtschaftlich hart getroffen», sagt Marxsen. Und: «Dass die Erholung so schnell vonstatten ging, verdanken wir in Rafz auch den geschlossenen Grenzen.»
«Wie ausgehungerte Murmeltiere»
Etwas weniger rosig sieht es bei den kleineren Betrieben aus. Sie verfügten während des Lockdowns nicht über die logistischen Voraussetzungen, um den Online-Vertrieb aufzufahren. Dementsprechend brach der Umsatz vollständig ein.
«Wie ausgehungerte Murmeltiere sind wir aus dem Lockdown gekommen», erinnert sich Erwin Meier-Honegger (47). Er ist Geschäftsführer des Gartencenter Meier in Dürnten ZH. In seinem Betrieb brach der Umsatz im ersten Halbjahr um 20 Prozent ein – obwohl er seit der Wiederöffnung zehn Prozent mehr Ware im Vergleich zum Vorjahr verkauft hat. Meier-Honegger blickt optimistisch in die Zukunft. Doch er weiss: «Unser Verlust wird bis Ende Jahr im zweistelligen Prozentbereich bleiben.»
Ähnlich tönt es beim Gartencenter Zulauf aus Schinznach-Dorf AG. Normalerweise tätigt der Familienbetrieb im Frühling einen Drittel der Einnahmen. «Diese Einbusse lässt sich nicht mehr aufholen», sagt Christian Zulauf (47). «Und das trotz eines fulminanten Schluss des Frühlingsverkaufs», ergänzt Bruder Johannes (41). Die Geschäftsführer-Brüder konnten im Mai ein Umsatzplus von 50 Prozent und 20 Prozent im Juni gegenüber dem Vorjahr verzeichnen.