Shell-CEO befürchtet Rationierungen
«Uns steht ein sehr harter Winter bevor»

Stellt Wladimir Putin Gas-Lieferungen in den Westen bald ein? Aussagen des russischen Präsidenten geben dieser Befürchtung Nahrung. Darum schlägt Shell-CEO Ben van Beurden jetzt Alarm.
Publiziert: 15.07.2022 um 16:53 Uhr
1/6
Mit der Betriebspause von Nord Stream 1 verdichten sich Hinweise auf einen Lieferstopp russischen Gases nach Europa.
Foto: keystone-sda.ch

Die Abhängigkeit von russischem Gas wird für Europa immer mehr zur Hypothek. Hinweise verdichten sich, dass Wladimir Putin (69) bei einer Fortführung oder Verschärfung der westlichen Sanktionen den Gashahn endgültig zudrehen könnte. Dann würden katastrophale Konsequenzen auf den Energie-Markt zukommen, warnte der russische Präsident erst kürzlich.

Nun hat die Angst selbst eine der wichtigsten Persönlichkeiten im europäischen Energie-Business gepackt: Ben van Beurden (64), CEO beim britischen Mineralöl- und Erdgas-Riesen Shell. Europa könnte bald zu einer Rationierung der Energiezufuhr gezwungen werden, äusserte sich der niederländische Manager am Donnerstag laut «Business Insider» an einer Energie-Konferenz im britischen Oxford.

«Wirtschaft wird unter Druck geraten»

Vor allem die anstehenden kalten Monate des Jahres bereiten dem Spitzenmanager Kopfzerbrechen: «Ich denke, uns steht ein sehr harter Winter bevor», sagt van Beurden. Einige Länder würden vielleicht besser dastehen als andere, doch alle Länder müssten sich auf sprunghaft ansteigende Energiepreise einstellen. «Im schlimmsten Fall werden wir rationieren müssen», so der Shell-Chef.

Mit seinem Horror-Szenario ist van Beurden nicht alleine: Auch Fatih Birol (64), Direktor der internationalen Energieagentur, warnt, Europa solle sich auf einen komplette Stopp russischer Gaslieferungen einstellen.

Turbinen-Defekt als Ausrede?

Die Sorgen der beiden Energie-Experten kommen nicht von Ungefähr: Erst am Mittwoch wurde der Betrieb von Nord Stream 1 – der wichtigsten Gas-Pipelines zwischen Russland und Europa – eingestellt.

Der Grund: Eine defekte Turbine, die vom kanadischen Reparatur-Unternehmen aufgrund westlicher Sanktionen nicht an Betreiber Gazprom zurückgesendet werden kann. Ursprünglich hätte das Gas ab dem 21. Juli wieder fliessen sollen – inzwischen will der russische Gas-Riese aber keine Prognose zum Weiterbetrieb mehr stellen.

Die deutsche Regierung beschuldigt Moskau, das technische Problem als Ausrede zu benutzen, um die Ausfuhr von russischem Gas in den Westen zu senken. Sie fürchtet, dass das Gas auch nach Abschluss der Reparaturarbeiten nicht mehr fliessen wird. Die Europäische Union hat deswegen reagiert und einen ersten Notfallplan ausgearbeitet. (ste)


Fehler gefunden? Jetzt melden

Was sagst du dazu?

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.