«Seither haben wir keine No-Shows mehr»
Gertrudhof geht nun gegen ausländische Restaurant-Schwänzer vor

Gäste buchen einen Tisch im Restaurant – erscheinen dann aber nicht. Vor allem internationale Gäste nehmen es mit der Reservation nicht so ernst, zeigen neue Zahlen. Der Gertrudhof in Zürich verlangt deshalb neu von Touristen eine Kreditkarte zur Absicherung.
Publiziert: 10.04.2025 um 01:01 Uhr
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Aktualisiert: 10.04.2025 um 15:46 Uhr
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Sascha Menzi vom Restaurant Gertrudhof kämpft gegen No-Shows – also Gäste, die reservieren, aber dann nicht auftauchen.
Foto: zVg

Darum gehts

  • Restaurants ergreifen Massnahmen gegen No-Shows, fordern Kreditkarten oder Gebühren
  • Gertrudhof in Zürich verlangt 50 Franken pro Person bei Nichterscheinen
  • Inländische Gäste haben No-Show-Rate von 2,06 %, internationale Gäste 7,46 %
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Milena KälinRedaktorin Wirtschaft

Reservieren, aber dann nicht auftauchen: Sogenannte No-Shows sind ein Riesenärgernis für jedes Restaurant. Aber sie sind auch nervig für alle, die deshalb keinen Tisch bekommen haben. Das Zürcher Restaurant Gertrudhof verlangt seit Anfang Jahr nun von Gästen aus dem Ausland, ihre Kreditkarten bei der Buchung zu hinterlegen. Gemäss der Devise: Zuerst zahlen, dann essen!

Falls die internationalen Gäste nicht auftauchen, wird pro Person 50 Franken verrechnet, sagt Geschäftsführer Sascha Menzi (39). «Seither haben wir in dieser Gästegruppe keine No-Shows mehr.» Das Restaurant, berühmt für seine Cordons bleus, ist trotzdem fast immer voll besetzt. Generell verlangt Menzi seit 2024 eine Gebühr beim Nichtauftauchen. Im Vorjahr hatte es im Gertrudhof um Weihnachten herum so viele No-Shows gegeben, dass man sich gezwungen sah, Massnahmen zu ergreifen.

Wer nicht auftaucht, muss 50 Franken zahlen – pro Kopf

«Es kann ja nicht sein, dass wir immer auf den Kosten sitzenbleiben», so der Geschäftsführer beim Treffen mit Blick. Seither gilt für alle, die reserviert haben und nicht rechtzeitig absagen: Wer nicht auftaucht, muss 50 Franken pro Kopf bezahlen. Die Kreditkartenhinterlegung für ausländische Gäste sieht Menzi als zusätzliche Massnahme. Gäste aus dem Inland erhalten bei Nichterscheinen eine Rechnung. 

Bislang unveröffentlichte Daten von Lunchgate für 2024, die Blick vorliegen, zeigen: Inländische Gäste erscheinen mit einer No-Show-Rate von 2,06 Prozent am verlässlichsten. Dabei wurden neben inländischen auch Zahlen zu den Gästen aus den Schweizer Nachbarländern sowie vom Rest der Welt erhoben. Letztere tauchen mit einer No-Show-Rate von 7,46 Prozent am ehesten nicht auf. Bei den Gästen aus den Nachbarländern beträgt die Rate 4,36 Prozent. 

Wer im Gertrudhof reserviert, muss online seine Telefonnummer angegeben. Bei einer ausländischen Vorwahl muss der Gast automatisch die Kreditkarte hinterlegen. In einer Bestätigungsmail sowie SMS werden die Gäste nochmals auf die Stornierungsbedingungen sowie die Gebühr bei Nichterscheinen hingewiesen. Vor dem Termin wird der Kunde zudem an den Restaurantbesuch erinnert. Storniert werden kann die Reservation mit wenigen Klicks online oder auch telefonisch, sagt Menzi.

Grundsätzlich ist er ein Gegner von solchen Massnahmen. «Aber ich habe einfach keinen anderen Ausweg mehr gesehen», sagt der Geschäftsführer. Für sein Restaurant mit 45 Innenplätzen können No-Shows bereits bei wenigen Personen sehr einschneidend sein. Für Menzi bedeutet dies weniger Umsatz sowie eine erschwerte Planbarkeit. 

«Die Personen sollen sich mal in unsere Situation versetzen. Sie würden ja auch nicht freiwillig und vor allem unverschuldet auf einen Teil ihres Lohnes verzichten», so Menzi. Er vergleicht die Situation mit einem Kino-Besuch: Wer eine Karte kauft, aber nicht hingeht, sitzt trotzdem auf den Kosten für das Ticket. So soll es seiner Meinung nach auch im Restaurant sein. Mit dem Reservationssystem hat sich das Problem «um Welten» verbessert, wie er sagt. 

Auch in der Luxus-Gastro

Der Gertrudhof ist nicht das einzige Restaurant, das durchgreift. Auch die Gastronomie der höheren Preisklasse bleibt von No-Shows nicht verschont. Wer im Restaurant Sens im Vitznauerhof in Vitznau LU nicht 24 Stunden vor der Reservation storniert, zahlt den ganzen Menübetrag. 

Im Zürcher Restaurant Elmira müssen die Gäste bereits bei der Reservation für das gesamte Menü bezahlen. Wer nicht auftaucht, bekommt sein Geld nicht zurück. Die Preise für das Mehrgangmenü variieren zwischen 190 und 320 Franken. 

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No-Shows auf hohem Niveau

Das Softwareunternehmen Lunchgate will die Restaurants im Kampf gegen No-Shows mit ihrem Reservationssystem Foratable unterstützen. Wie der Gertrudhof von Menzi nutzen bereits insgesamt 1200 Restaurants dieses Tool.

Die Nutzungszahlen des Reservationstools zeigen, dass No-Shows seit 2019 stark zugenommen haben. Mittlerweile hat sich die Rate auf hohem Niveau stabilisiert. Auch Stornierungen, die zu spät erfolgen, sind ärgerlich für die Gastronomen. Damit kumuliert, hat sich die No-Show-Rate 2024 mit 2,27 Prozent leicht verbessert – was wohl auf die eingeführten Massnahmen zurückzuführen ist. 

Denn Wiederholungstäter werden bei Lunchgate gesperrt. «Wer zweimal in einem Restaurant, das unser Reservierungstool nutzt, nicht auftaucht, wird in unserem System gesperrt und kann nicht mehr reservieren», sagt Yves Latour (48), Co-Geschäftsführer bei Lunchgate. 

Reservieren und dann nicht auftauchen: Das ist vor allem in grösseren Städten oder Tourismus-Hotspots ein Problem. «Das Bewusstsein fehlt den Leuten dort leider», sagt Latour. In Grindelwald BE (5,50 %), Crans-Montana VS (5,41 %) oder Davos GR (5,05 %) ist die Rate besonders hoch. Auch in den eher touristischen Städten Luzern (2,88 %), Zürich (2,79 %) und Zug (2,69 %) sind No-Shows ein grosses Problem. Das unterstreiche nochmals, dass internationale Gäste, Reservierungen weniger ernst nehmen.

Die Organisation Gastro Stadt Zürich, die mit Lunchgate zusammenarbeitet, hat die Hinterlegung der Kreditkarte sowie die Strafgebühr von 50 Franken letztes Jahr als Massnahme gegen No-Shows vorgeschlagen – und will beim Gast vermehrt Bewusstsein schaffen. Grundsätzlich fällt auf, dass sich Restaurants wie der Gertrudhof immer mehr gegen Restaurant-Schwänzer zur Wehr setzen.

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