Die Leiche ist noch kaum kalt, schon geht der Streit ums Erbe los. Das kennen viele ganz normale Familien. Bei Milliardär Silvio Berlusconi (†86) sieht es nicht anders aus. Denn die Konstellation ist kompliziert: Der Cavaliere war fünffacher Vater. Marina (56) und Pier Silvio (54) stammen aus erster Ehe. Barbara (38), Eleonora (37) und Luigi (34) aus zweiter Ehe. Politische Ambitionen hat keines der fünf Kinder. Den wirtschaftlichen Ehrgeiz haben sie aber vom berühmten Vater geerbt.
So dürfte es zum grossen Kampf um Geld und Macht kommen. Nun fordern die Kinder aus zweiter Ehe ihren Teil. Schon vor zehn Jahren sah Berlusconi diesen Zwist kommen und sagte über seine Kinder: «Alle wollen mein Erbe. Dabei bin ich gar nicht tot!»
«Ich konnte den Lift nehmen»
Nicht ganz zu Unrecht fühlen sich Barbara, Eleonora und Luigi benachteiligt. Denn schon früh setzte Berlusconi die beiden Erstgeborenen in zentralen Positionen seines Imperiums ein. 1998 schon hat Marina Berlusconi ihren Vater beerbt. Sie wurde zur Präsidentin der Familienholding Fininvest ernannt. Statt das Werk ihres Vaters zu verwalten, übernahm sie sofort das Kommando und führt seither in zackigem Ton. «Statt alle Stufen hinaufzuklettern, konnte ich den Lift nehmen», gab sie einmal offen zu.
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Ähnlich tickt ihr Bruder Pier Silvio. Politik? Nein danke! «Meinem Vater helfe ich besser, indem ich mich um Mediaset kümmere», sagt er. So stieg er schon vor 22 Jahren beim TV-Konzern ein. Und führt die Fernsehgeschäfte des Familienimperiums seines Vaters Silvio. Er macht keine Anstalten, den Chefsessel zu räumen. Zudem sitzt er in den verschiedensten Verwaltungsräten von Berlusconis weit verzweigtem Milliardenimperium und gilt als mächtigster Berlusconi-Sprössling.
Knatsch vorprogrammiert
Die drei später geborenen Kinder Barbara, Eleonora und Luigi Berlusconi sind derzeit von der operativen Leitung ausgeschlossen. Barbara leitete die Geschicke des Fussballclubs AC Milan. Nun will auch sie mehr Macht und ihren Anteil an den Milliarden. Knackpunkt dürfte der 61,21-prozentige Mediaset-Anteil an Fininvest sein. Der muss zu gleichen Teilen unter Silvio Berlusconis fünf Kindern aufgeteilt werden. Knatsch ist da programmiert.
Immerhin: Der Streit dürfte sich auf die fünf Kinder beschränken. Was Berlusconis Lebensgefährtin Marta Fascina (33) bekommt, soll schon vor dem Ableben das Cavaliere vertraglich geregelt worden sein. (pbe)