Sein Leben, seine Skandale
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Berlusconi (†86) ist tot:Sein Leben, seine Skandale

Silvio Berlusconi liebte die Schweiz
Wo Schampus und Mafiageld flossen

Von der Schweiz war der «Cavaliere» stets begeistert. Silvio Berlusconis Vater, ein Banker, fand hier im Zweiten Weltkrieg Unterschlupf. Er selbst reiste für Schönheits-Ops und Jetset-Ferien hierher. Und fand hier auch dubiose Geldgeber, um sein Imperium zu errichten.
Publiziert: 12.06.2023 um 11:05 Uhr
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Aktualisiert: 12.06.2023 um 13:06 Uhr
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Silvio Berlusconi (†86) ist 1994 mit 58 Jahren auf dem Höhepunkt seines wirtschaftlichen Erfolges. Nach dem Mailänder Immobilienboom steigt er ins Mediengeschäft ein und mit zum reichsten Mann Italiens auf.
Foto: Blick
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Myrte MüllerAussenreporterin News

Kaum eine Interviewfrage löste bei Silvio Berlusconi (†86) so viel Begeisterung aus. Ja, die Schweiz sei wunderbar, sagte der vierfache italienische Premier und Multimilliardär gern. «Sie ist meine zweite Heimat.» Dann folgte meist die anrührende Anekdote von seinem Vater Luigi (1908–1989). Der Bankmann war im Zweiten Weltkrieg für drei Jahre in die Schweiz geflohen. Als er 1945 heimkehrte, soll der damals neun Jahre alte Silvio an einem Grenzbahnhof am Comer See seinem Vater tränenreich in die Arme gefallen sein. «Das war der schönste Tag in meinem Leben», so Berlusconi.

Der «Cavaliere» dankte der Schweiz mit Treue. Drei der fünf Kinder von Silvio Berlusconi kamen in Arlesheim BL zur Welt. Und in der Privatklinik Sant'Anna in Sorengo TI wurden fünf seiner 17 Enkel geboren. Für seine Schönheits-Ops wählte Berlusconi auch stets die Schweiz, oft die Ars-Medica-Klinik in Gravesano TI. 2006 erstand Berlusconi zudem eine Prunkvilla in S-Chanf GR – auf den Namen seiner Schwiegermutter. Ein weiteres beliebtes Partyziel: das Jetset-Mekka Sankt Moritz.

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Berlusconis Vater arbeitete für eine Mafia-Bank

Doch zum wohl grössten Segen, zu dem ihm das Land verhalf, hat der «Cavaliere» ein Leben lang geschwiegen. Denn in seiner «wunderbaren Schweiz» flossen nicht nur Schampus, sondern offenbar auch Millionen und Abermillionen an Mafia-Geld ins Wirtschaftsimperium des gebürtigen Mailänders.

Die atemberaubende Karriere des jungen Silvio Berlusconi beginnt Anfang der 60er. Er hat frisch sein Studium in Wirtschaftsrecht beendet, will ins Baugeschäft einsteigen. Er träumt von gigantischen Satellitenstädten am Rande seiner Heimatstadt. Sein Vater, mittlerweile Direktor der Banca Rasini, vermittelt seinem Sohn dubiose Geldgeber mit Schweizer Bankkonten. Was damals die Öffentlichkeit nicht ahnt: Die kleine, unscheinbare Mailänder Bank Rasini avanciert in den Jahren darauf zu einer der wichtigsten Mafia-Banken der «Cosa Nostra», bei der sogar Super-Bosse wie Bernardo Provenzano (†83) und Totò Riina (†87) ihre Konten haben.

Ermittlungsverfahren führten immer wieder in die Schweiz

1964 baut der eigentlich mittellose und im Business unerfahrene junge Berlusconi in der Mailänder Agglo-Stadt Brugherio 18 Hochhäuser für 4000 Menschen. Berlusconis Firma Edilnord wird vor allem von der «Finanzierungsgesellschaft für Residenzen AG» in Lugano TI finanziert. Deren Repräsentant, der Tessiner Anwalt Renzo Rezzonico, sorgt auch für das nötige Geld zum Bau von «Milano 2» vier Jahre später. Die Trabantenstadt für 10'000 Menschen auf 712'000 Quadratmetern in Segrate wird von der Schweizer «Aktiengesellschaft für Immobilienanlagen in Residenzzentren AG» bezahlt. Beide Gesellschaften sollen Berichten zufolge zu einer Bank in Tel Aviv gehören, über die sizilianische Clans damals ihr Drogengeld wuschen.

In den darauffolgenden Jahrzehnten führten immer wieder italienische Ermittlungsverfahren gegen Silvio Berlusconi in die Schweiz. Über ein Dutzend Mal leistete die Bundesanwaltschaft Rechtshilfe, fror Tessiner Konten ein, beschlagnahmte mehrere Millionen Franken und half, enge Mitarbeiter des Grossunternehmers wegen Geldwäsche und Betrugs hinter Gitter zu bringen. 2013 wird auch der «Cavaliere» schuldig gesprochen. Der Vorwurf: Berlusconi habe Filmrechte über eine Tochterholding zu Schleuderpreisen gekauft und dann überteuert ans eigene Medienunternehmen Mediaset weiterverkauft. Dabei habe er Steuern hinterzogen und Schwarzgeld parkiert. In der Schweiz.

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