Wie haben wir uns nach Ferien gesehnt, und jetzt, wo wir wieder einfacher reisen können – Zertifikat und tiefere Corona-Zahlen sei Dank – trauen wir dem internationalen Frieden doch nicht ganz. Vor allem nicht, wenn es um Ferien-Immobilien geht. Da setzen Herr und Frau Schweizer gern aufs Tessin.
Der Südkanton erlebt seit dem Ende des Lockdowns im Frühling letzten Jahres einen Ansturm Deutschschweizer Touristen. Und das hat Auswirkungen auf den Wohnungsmarkt, wie die NZZ schreibt. «Im Tessin ist ein richtiger Immobilienboom ausgebrochen», sagt Claudia Tresch, Asconeser Lizenzpartnerin der Immobilienagentur Engel & Völkers, zur Zeitung. Häuser und Wohnungen in jeder Preislage werden gekauft oder gemietet, selbst sehr teure Objekte, so Tresch.
Corona habe viele Deutschschweizer dazu bewogen, sich neu zu orientieren. Dabei haben sie das Tessin besonders schätzen gelernt, Häuser und Wohnungen in jeder Preiskategorie fänden reissenden Absatz. Nach Schätzung von Engel & Völkers sind die Verkaufszahlen in Ascona und Umgebung seit dem Ende des Lockdowns über ein Drittel in die Höhe geschnellt im Vergleich zu 2019.
Tendenz weiter steigend
Besonders beliebt ist der Raum Locarno. Konkrete Verkaufszahlen nach Region existieren aber nicht, sagt Alberto Montorfani, Sekretär der Tessiner Sektion des Schweizerischen Verbands der Immobilienwirtschaft der NZZ.
Genauen Zahlen liefert dafür das Tessiner Statistikamt, was die Gesamtzahl der Immobilientransaktion in Tessin betrifft, und diese zeigt in der Tendenz weiter klar nach oben. Im Jahr 2020 gab es 4626 Kauf- und Verkaufsbewegungen, was im Vergleich zu 2019 ein Plus von 4,5 Prozent ist. 2021 dürfte die Gesamtzahl noch höher ausfallen, haben doch bis Ende Juni dieses Jahres bereits 3165 Transaktion stattgefunden.
Preise nicht wesentlich gestiegen
Gesucht werden vor allem Immobilien an guter Lage, am liebsten mit Seesicht, Pool und Privatsphäre. Vor allem wer im Homeoffice arbeitet, will auch schön wohnen. An solchen Standorten seien die Preise gar höher als in der Deutschschweiz. Grundsätzlich seien die Preise aber nicht wesentlich gestiegen, so Montorfani, sondern schlicht auf sehr hohem Niveau geblieben.
Zudem verweist er auf die Lex Weber: Hat eine Gemeinde mehr als 20 Prozent Ferienwohnungen, darf sie keine neuen mehr bewilligen, das treibt die Preise der verfügbaren Objekte zwangsläufig nach oben.
Mietwohnungen haben es schwer
Bei den Mietwohnungen sieht die Lage allerdings anders aus. 7000 gewöhnliche Wohnungen stünden zurzeit leer. Am meisten Wohnungen gibt es in Lugano (1500) und Bellinzona (1000). Den Grund dafür sieht Montorfani bei den institutionellen Investoren wie Pensionskassen oder Versicherungen.
Sie hätte wegen der negativen Bankzinsen darauf gedrängt, Geld in Immobilien anzulegen. Und das taten sie, wobei eine Überproduktion an Mietwohnungen unvermeidbar war. (cny)