Schweizer Porsche-Partner in Nöten
Wayray siedelt Mitarbeitende aus Russland in die Schweiz um

Das Schweizer Start-up Wayray bietet Augmented-Reality-Produkte für Automobilhersteller an und hat namhafte Investment-Partner an Bord. Doch seit dem 5. Januar befindet sich das Unternehmen in Nachlassstundung. Was ist passiert?
Publiziert: 10.01.2023 um 17:18 Uhr
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2023 sollte das erste Serienmodell die spezielle Display-Technik von Wayray einbauen – zuerst muss aber das Unternehmen durch die Nachlassstundung kommen.
Foto: ZVG
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

Im Schweizerischen Handelsamtsblatt (SHAB) steht es schwarz auf weiss: Die Firma Wayray AG in Zürich befindet sich seit dem 5. Januar 2023 in Nachlassstundung. Diese ist auf sechs Monate angesetzt, der Sachwalter ist bestimmt.

Das Technologieunternehmen machte in den vergangenen Jahren immer wieder Schlagzeilen. Kernprodukt des Start-ups sind Technologien, die Augmented-Reality-Erlebnisse für die Automobilindustrie bieten. Beispielsweise holographische Navigationshinweise, die über die gesamte Windschutzscheibe angezeigt werden und unabhängig vom Blickwinkel sichtbar sind.

Diese Spitzentechnologie zieht Investoren an. Bisher sammelte Wayray schon 100 Millionen Dollar an Investorengeldern. Zu den namhaften Geldgebern gehören die Automobilhersteller Porsche – als strategischer Lead-Investor – und Hyundai. Oder auch das chinesische IT-Unternehmen Alibaba oder die japanische Unterhaltungselektronikfirma JVC-Kenwood. Inzwischen sind an Standorten in der Schweiz sowie in Russland, der Ukraine, China und den USA 250 Mitarbeitende für Wayray tätig.

Was ist also passiert?

Mitarbeitende werden umgesiedelt

Wichtig zu verstehen: Eine Nachlassstundung ist nicht mit einer Insolvenz gleichzusetzen. Gewährt wird eine solche vom Gericht, wenn Zahlungsschwierigkeiten vorhanden sind und mit Gläubigern ein Nachlassvertrag ausgearbeitet werden soll. Die in diesem Fall vorliegende definitive Stundung bewirkt, dass Wayray vor Vollstreckungshandlungen der Gläubiger geschützt wird. Zwar kann die Firma ihr Vermögen nur eingeschränkt verwenden und darf das Unternehmen als Ganzes oder einzelne Anlagevermögen nicht verkaufen. Grundsätzlich wird die Arbeit aber weitergeführt.

Auf Anfrage von Blick erklärt Firmengründer Vitaly Ponomarev (33), das Unternehmen sei gesund und es werde normal weitergearbeitet. Die Arbeitsplätze seien nicht in Gefahr. «Wir sind nicht bankrott, sondern in einem Gläubigerschutzverfahren», sagt Ponomarev. Und: «Wir haben proaktiv um ein solches erbeten, um mit den Folgen des Krieges fertig zu werden.»

Das Gesuch um Nachlassstundung sei beim Kanton nur eingegeben worden, um potenzielle Probleme mit Kreditoren abzuwenden. Solche hätten sich ergeben können, weil Wayray aktuell damit beschäftigt sei, Mitarbeitende aus Russland und der Ukraine an die Standorte Zürich und Barcelona umzusiedeln. «Wir hoffen, diesen Prozess noch im ersten Quartal 2023 abschliessen zu können», sagt Ponomarev.

In diesem Zusammenhang auch interessant: Seit April 2022 ist Ponomarev im SHAB nicht mehr als russischer, sondern als moldawischer Staatsbürger vermerkt.

Der Jungunternehmer bleibt guter Dinge, mit seinem Unternehmen die Displays in der Automobilbranche zu revolutionieren. Das Marktforschungsunternehmen Data Intelo schätzt, dass der Markt für Augmented Reality in der Automobilbranche bis 2026 jährlich um 30 Prozent wachsen wird. Doch es gibt auch viel Konkurrenz. Mercedes etwa bietet Augmented Reality in der Frontscheibe schon länger an.


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