Schweizer Kochhoffnung ist pleite
«Es wird Jahre dauern, bis wir alle Schulden bezahlt haben»

Antoine Gonnet und seine Partnerin sind seit heute Freitag arbeitslos. Die kleine, aber feine Gaststube ihres Restaurants bleibt dunkel. Sie haben die Hoffnung auf eine Besserung des Geschäfts verloren. Und geben auf.
Publiziert: 03.11.2023 um 19:16 Uhr
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Aktualisiert: 04.11.2023 um 14:02 Uhr
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Antoine Gonnet und seine Partnerin Amandine Pivault wurden vom Gastromagazin «Gault Millau» mit 17 Punkten ausgezeichnet.
Foto: Kurt Reichenbach

Die Gastronomie ist zuweilen gnadenlos. Eben noch wurden Antoine Gonnet (35) und seine Partnerin Amandine Pivault (31) vom Gastromagazin «Gault Millau» mit 17 Punkten ausgezeichnet. Heute Freitag kam der Brief des Gerichts: Konkurs! Schon am Abend gibt es im Restaurant Pont de Brent hoch ob Montreux keinen 5-Gänger für 170 Franken oder keinen 7-Gänger für 210 Franken mehr.

Die beiden sind 2022 gestartet. Grandios, muss man rückblickend sagen. Nachhaltig war der Erfolg von Gonnet und Pivault aber nicht, wie sie gegenüber «Gault Millau» sagen. «Wir machen heute pro Monat 200 Couverts weniger als im Vorjahr», sagt Amandine Pivault. «Also mussten wir uns verschulden und jetzt sogar das Restaurant schliessen. Wir sind erschöpft. Uns ist klar: Wir haben Fehler gemacht.»

«Es gab keinen Ausweg mehr»

Dabei ist das Pont de Brent eine exzellente Adresse. 19 Punkte und drei Michelin-Sterne hatte etwa Gérard Rabaey, der engste Vertraute von Jahrhundert-Koch Frédy Girardet. Nun bleibt die kleine, aber feine Gaststube dunkel. «Es ist sehr schwer, sehr emotional. Aber es war unausweichlich. Wir haben uns alles gut überlegt und die Gesamtsituation analysiert. Es gibt keinen Ausweg mehr», sagt Gonnet.

2023 sei die Zahl der Stammgäste plötzlich kleiner geworden als erwartet. «Wahrscheinlich hatten wir uns zu sehr auf die alte Aura des Restaurants verlassen. Nachdem die anfängliche Neugier abgeklungen war, liessen die Besucherzahlen nach», analysiert eine der grössten Schweizer Kochhoffnungen. Der Fachkräftemangel habe das Seinige dazu beigetragen. «Trotzdem hatten wir viel Glück: Unsere fünf Köche sind alles gute Jungs. Aber das war nicht genug.»

«Wir schauen nach vorne»

Sie hätten viel gelernt, sagen die beiden heute. Und ergänzen: «Vielleicht würden wir das Pont de Brent heute nicht mehr übernehmen. Wir haben das Gefühl, dass wir in wenigen Monaten um zehn Jahre gealtert sind. Aber wir sind daran gewachsen. Vielleicht waren wir zu ehrgeizig. Wir haben auch zu viel in Material und Personal investiert.»

Es habe Phasen der Wut und der Traurigkeit gegeben. Viele schöne Erinnerungen werden aber bleiben. Und hohe Schulden. Sie sagen: «Es wird Jahre brauchen, bis wir alles zurückbezahlt haben. Aber wir schauen nach vorne.» (pbe)

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