Das Biotechunternehmen Curevac aus Tübingen (D) gibt seinen ersten Corona-Impfstoffkandidaten auf. Der Zulassungsantrag zum Impfstoff mit dem Namen CVnCoV wird zurückgezogen, teilt das Unternehmen mit. Auch in der Schweiz hatte Curevac im Frühling einen Zulassungsantrag gestellt.
Der Entscheid der Heilmittelbehörde Swissmedic steht noch aus – hat sich nun aber wohl erübrigt. Der Bund hatte sich bei Curevac mit einem Vorvertrag fünf Millionen Impfdosen gesichert. Noch bitterer ist das Aus für den deutschen Impfstoff-Kandidaten für die EU: Sie hatte sich über 400 Millionen Dosen des Curevac-Präparats gesichert.
Wirksamkeit unter 50 Prozent
Muss der Bund trotzdem für die bestellten Dosen bezahlen? Das ist unklar: Die Verträge zwischen Staaten und Impfstoffherstellern sind geheim. Möglich, dass die Schweiz sich ein Rücktrittsrecht zugesichert hatte. Curevac prüft laut eigenen Angaben, inwieweit die eingegangenen Verpflichtungen auch auf die Impfstoffkandidaten der zweiten Generation übertragen werden könnten.
Denn die Arbeiten an einem Impfstoff der zweiten Generation in Zusammenarbeit mit dem britischen Pharmariesen Glaxo Smith Kline laufen weiter, versichert Curevac. Klinische Studien zu diesem Nachfolgeimpfstoff sollen in den nächsten Monaten beginnen.
Dass der Curevac-Impfstoff der ersten Generation zum Flop mutiert, hatte sich bereits abgezeichnet: Im Sommer hatte das Unternehmen Zwischenresultate aus seinen Studien publiziert. Diese zeigten eine Wirksamkeit von weniger als 50 Prozent. Schuld waren die Virusvarianten.
Schweiz stopft Curevac-Loch mit Moderna und Co.
Zuvor hatte das Mittel der deutschen Firma noch als äusserst vielversprechend gegolten. Das Curevac-Präparat kann nämlich in Kühlschränken mit normalen Temperaturen gelagert werden. Die Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna hingegen müssen bei extrem niedrigen Temperaturen aufbewahrt werden.
Fest steht: Die Impfkampagne in der Schweiz ist durch das Aus bei Curevac nicht gefährdet. Hierzulande kommen Impfstoffe von Moderna, Biontech/Pfizer sowie Johnson & Johnson zum Einsatz. Es steht mehr als genug Impfstoff zur Verfügung. Weil die Impfkampagne nur schleppend vorangeht, mussten sogar Lieferungen nach hinten verschoben werden.
Daneben hat der Bund auch beim US-Unternehmen Novavax Impfdosen eingekauft, sechs Millionen an der Zahl. Auch dieser Impfstoff hat allerdings noch keine Zulassung, die klinischen Studien laufen noch.
Novartis verliert Grossauftrag
Bitter ist die Nachricht aber für den Schweizer Pharmakonzern Novartis. Die Basler sollten den Impfstoff für Curevac produzieren. 50 Millionen Dosen sollten es 2021 sein, 200 Millionen dann im 2022. Dafür hat Novartis eigens ein Werk im österreichischen Kundl ausgebaut. Kostenpunkt: 20 Millionen Franken. 100 neue Jobs sollte die Partnerschaft bringen.
An der Börse kommt das Aus für den Curevac-Impfstoff gar nicht gut an. Die Aktien gaben knapp 15 Prozent nach. (SDA/sfa)