Schrumpfender Umsatz in den Supermärkten
Deshalb musste der Migros-Boss gehen

Nun werden immer mehr Details über den Abgang von Migros-Chef Fabrice Zumbrunnen (52) bekannt. Ein Grund, sind die schlechten Zahlen der Migros-Supermärkte – und interne Machtkämpfe.
Publiziert: 30.10.2022 um 11:45 Uhr
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Aktualisiert: 30.10.2022 um 17:01 Uhr
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Das war sein letzter grosser Auftritt: Fabrice Zumbrunnen bei der Präsentation des neuen Kaffeekapsel-Systems der Migros.
Foto: keystone-sda.ch

Der Knall erschütterte am Dienstagabend die Welt des Detailhandels: Fabrice Zumbrunnen (52) musste gehen. Der Blick vermutete, dass der mächtige Migros-Boss am grossen Widerstand der regionalen Geschäftsleiter gescheitert ist. Nun verdichten sich die Anzeichen dafür.

Denn die Migros-Gruppe als Ganzes wird in diesem Jahr zwar einen höheren Umsatz ausweisen, weil ihre Nebengeschäfte – der Reiseveranstalter Hotelplan, die Migros-Bank, die Migrol-Tankstellen und die Zahnarztzentren – gut laufen. Doch der Reingewinn wird deutlich sinken, wie die «Sonntagszeitung» schreibt.

Denn die Umsätze in den Supermärkten schrumpfen. Angesichts der hohen Teuerung dürfte sich die Lage im kommenden Jahr noch verschärfen, da die Konsumentinnen den Franken eher zweimal umdrehen werden.

Das Problem: Im Detailhandel sind die Margen tief, die Fixkosten mit Personal, Miete und Logistik eher hoch. Sinken die Umsätze, rutscht die Bilanz schnell ins Minus. Wirklich gut läuft das Geschäft mit den Supermärkten gemäss «Sonntagszeitung» nur noch in den Genossenschaften Ostschweiz und Luzern. Die anderen acht Regionen schreiben in diesem Bereich bereits rote Zahlen oder stehen kurz davor.

Ein Grund dafür, gemäss «Sonntagszeitung»: Die Migros setzt auf grosse Einkaufszentren, doch die Zeit der grossen Wochenendkäufe ist vorbei. Stattdessen wünschen sich Konsumentinnen kleine Geschäfte in der Nähe ihrer Arbeits- und Wohnorte. Die Pandemie und die rasche Verbreitung von Home-Office verstärkten diesen Trend zusätzlich.

Machtkampf verloren

Darum wollte Migros-Chef Fabrice Zumbrunnen das Steuer herumreissen und die zehn Regionalgenossenschaften, die dem Einfluss der Zentrale in Zürich weitgehend entzogen sind, dazu bewegen, vermehrt zusammenzuspannen, um Kosten zu sparen – vergeblich.

Ein verlorener Machtkampf mit den Regionalfürsten war also der Grund für den abrupten Abgang, wie auch die «NZZ am Sonntag» glaubt. Zumbrunnen ging also nicht freiwillig. (koh)

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