Immer mehr Verwaltungsrätinnen, Konzern- und Finanzchefinnen: Die Frauen sind in den Geschäftsleitungen der grössten Schweizer Firmen auf dem Vormarsch. So lautet das – erfreuliche – Fazit des aktuellen, 18. Schilling-Reports. «So einen Schwung hat es noch nie gegeben», sagt Guido Schilling (63), der mit seinem Report seit Jahren die Geschlechter-Zusammensetzung der Schweizer Teppichetagen untersucht.
Konkret sitzen bei mehr als der Hälfte der 100 grössten Schweizer Arbeitgeber mindestens drei Frauen im Verwaltungsrat. Das gab es noch nie. «Nun beginnen sich die Bemühungen der letzten Jahre auszuzahlen. Das Ziel, mehr Frauen an der Spitze der Wirtschaft zu haben, ist ein Generationenprojekt», so Schilling.
Frauen stehen bereit
In den Geschäftsleitungen ist der Frauenanteil auf knapp 20 Prozent angestiegen. Damit sind die grössten Firmen auf besten Wege, die geforderten Geschlechterrichtwerte von 30 Prozent im Verwaltungsrat und 20 Prozent in der Konzernspitze zu erreichen. «In vielen Firmen ist die Pipeline mit weiblichen Führungskräften gut gefüllt. Das macht sich in einem höheren Frauenanteil in den Geschäftsleitungen bemerkbar», erklärt Schilling den Fortschritt im letzten Jahr.
Dieser wurde auch deshalb möglich, weil Schweizer Firmen bei Lücken in der Geschäftsleitung konsequenter nach weiblichen Führungskräften suchen als etwa Unternehmen in Deutschland.
Bis ganz nach oben ist der Weg für Frauen allerdings immer noch sehr weit. So gibt es erst 11 weibliche CEOs an der Spitze der grössten Firmen. Immer mehr Unternehmen erkennen den Wert gut durchmischter Führungsgremien, ist Schilling überzeugt: «Frauen und Männer packen Herausforderungen unterschiedlich an. Frauen stellen andere Fragen nach den Risiken, zur Nachhaltigkeit oder zum Tempo von Veränderungen.»
Rekrutierung auf der ganzen Welt
Allerdings lässt sich der Bedarf an weiblichen und männlichen Führungskräften in der Schweiz alleine längst nicht mehr decken. Der Ausländeranteil in den Chefetagen ist auf 47 Prozent angestiegen. «Der Teich an qualifizierten Führungskräften ist im Inland ausgefischt und in Europa trocknet er immer mehr aus», stellt Schilling fest. Er fordert deshalb: «Die Schweizer Wirtschaft braucht neue Kontingente für Fach- und Führungskräfte aus der ganzen Welt.»
Längst ist die gute Durchmischung der Teppichetagen kein Selbstzweck mehr, es geht auch um die Zukunftsfähigkeit der Firmen. «Ein Unternehmen, das nicht genügend divers aufgestellt ist, gilt nicht mehr als attraktiver Arbeitgeber und wird immer mehr Mühe bei der Rekrutierung neuer Mitarbeiter haben», ist der erfahrene Headhunter Schilling überzeugt.