Sanktion mit unklaren Folgen
Profitiert Russland sogar von einem Ölembargo?

Die EU will Russland mit einem Ölembargo schaden. Doch der Schuss könnte nach hinten losgehen. Und Russlands Präsident Wladimir Putin gar als Profiteur dastehen.
Publiziert: 10.05.2022 um 13:38 Uhr
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Aktualisiert: 10.05.2022 um 17:08 Uhr
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Die EU will bis Ende Jahr komplett auf russisches Öl verzichten ...
Foto: IMAGO/Fotostand

Die EU-Länder wollen Russland mit Präsident Wladimir Putin (69) den Geldhahn zudrehen. Dafür will die Europäische Union ein vollständiges Importembargo für russisches Öl verhängen. Doch der Schuss könnte nach hinten losgehen.

Denn Russland könnte von dem Ölembargo profitieren, so die NZZ. Da Russland einer der grössten Rohöl-Exporteure der Welt ist, könnte ein Embargo die Ölpreise durch die Decke gehen lassen. Überwiegt der Preisanstieg die geringeren Exportmengen, würde am Ende gar mehr Geld in Putins Kriegskassen sprudeln. Und damit das genaue Gegenteil davon eintreten, was die EU mit dem Embargo bezweckt.

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Gestaffelte Einführung birgt Gefahren

Die russischen Öl- und Gaskonzerne steuern rund 40 Prozent der gesamten Steuereinnahmen des Staats bei. Die hohen Preise bei Gas und Öl haben die russischen Einnahmen bereits im April in schwindelerregende Höhen steigen lassen.

Die EU könnte Russland bei der Umsetzung des Embargos zusätzlich in die Karten spielen: Schuld ist die geplante Staffelung bei der Einführung des Ölembargos. Der Grossteil der EU-Länder will den Import von russischem Rohöl innerhalb der nächsten sechs Monate einstellen, jener von Erdölprodukten soll bis Ende Jahr gestoppt werden.

Weil dieser Fahrplan für Länder wie Ungarn, Tschechien oder die Slowakei zu streng ist, winken jedoch Ausnahmeregelungen. Auch Kroatien überlegt sich, eine Vorzugsbehandlung zu beantragen. Sobald die ersten EU-Länder auf Öl verzichten, dürften die Preise steigen. Gleichzeitig werden die Länder, die zu diesem Zeitpunkt weiterhin russisches Öl importieren, dafür deutlich mehr zahlen müssen.

Russland hat Fördermenge reduziert

Der EU drohen durch das Embargo auch Nachteile gegenüber Ländern wie China und Indien. Die Wirtschaft der beiden Länder profitiert vom Preisabschlag auf russisches Öl. Die Absatzmengen von russischem Erdöl nach Asien sind gemäss NZZ bereits angestiegen.

Insgesamt aber hat Russland die Öl-Fördermengen wegen der geringeren Nachfrage im April bereits reduziert. Im Mai dürfte sie erneut nach unten gehen.

Ein Ölembargo gegen Russland wird aber auch für den Westen grosse wirtschaftliche Folgen haben, die auch die Schweiz zu spüren kriegen wird. Ein starker Anstieg des Ölpreises wird den Wirtschaftsmotor in wichtigen Exportländern der Schweiz deutlich ausbremsen. (smt)

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