Das Geschäft der Schweizer Käseproduzenten in Russland lief lange wie geschmiert. Die Exportmengen haben sich in nur acht Jahren versiebenfacht. Nun aber ist die Attraktivität des russischen Marktes dahingeschmolzen. Für die Produzenten wird es immer schwieriger, ihre Ware noch nach Russland zu liefern. Dazu wächst die Gefahr, am Ende auf den Rechnungen sitzen zubleiben.
Auch die Firma Margot Fromages aus Yverdon VD befürchtet, auf das Geld für die gelieferte Ware verzichten zu müssen, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt. Ohne Russlandgeschäft geht für die Firma ein wichtiger Absatzkanal verloren. Sie exportiert zehn Prozent ihres Käses nach Russland – das sind jährlich 500 Tonnen.
Schweizer profitierten von Sanktionen
Die Sortenorganisation Gruyère hat den Export nach Russland bereits eingestellt. Das hat einen simplen Grund: Die Lieferungen von Anfang Jahr wären nicht bezahlt worden, sagt Philippe Bardet von der Sortenorganisation im «Tages-Anzeiger». «Die Blockade durch die Banken ist real.» Die Umsatzausfälle bei der Sortenorganisation sind gross. Im letzten Jahr wurden in Russland noch 300 Tonnen Gruyère nach Russland abgesetzt.
Dass die Nachfrage nach Schweizer Käse in Russland in den Jahren um über 600 Prozent angestiegen ist, hat einen einfachen Grund: Die EU und die USA haben Russland nach der Krim-Annexion mit einer Reihe von Wirtschaftssanktionen belegt. Im Gegenzug hat Russland gewisse Lebensmittel aus der EU und Russland verboten – darunter auch Käse.
Russland als wichtiger Käseimporteur
Da die Schweiz auf eine Übernahme der Sanktionen verzichtet hat, konnten die einheimischen Käseproduzenten ihren Absatz in Russland deutlich steigern. Im letzten Jahr gingen 4 Prozent der Schweizer Käseexporte mit einem Gesamtwert von 30 Millionen Franken nach Russland. Diese rosigen Zeiten dürften nun vorbei sein.
Einige Exporteure liefern die Ware nur noch bei Bezahlung im Voraus. Dass Produzenten wie Emmi und Co. überhaupt an den Käselieferungen festhalten, während andere Firmen nicht mehr nach Russland verkaufen, wird mit dem Verkauf von Grundnahrungsmitteln begründet.
«Um jene Kreise in Russland zu treffen, die für diese Situation verantwortlich zeichnen, sollten wir weiterhin gezielte Massnahmen mit aller Härte ausschöpfen, nicht aber die russische Bevölkerung generell sanktionieren», sagte Emmi-Chef Urs Riedener dem «Tages-Anzeiger». (smt)