Noch greift Fabrice Zumbrunnen (52) nicht zum Preishammer. «Vorerst haben Konsumentinnen und Konsumenten keine grossen Preisanpassungen zu befürchten», sagt der Migros-Chef im Gespräch mit Blick. Doch mittelfristig werde die Migros «Preiserhöhungen nicht verhindern können».
Seine neue Finanzchefin Isabelle Zimmermann (48) ergänzt: «Preissteigerungen bei den Rohstoffen werden uns in diesem Jahr so richtig treffen.»
Der orange Riese sei seit letztem Herbst mit steigenden Energie- und Rohstoffkosten konfrontiert, informierte die Detailhändlerin gestern an der Jahresmedienkonferenz. Der Krieg in der Ukraine habe die Lage verschärft, sagt Zumbrunnen. «Die Folgen des Ukraine-Kriegs beschäftigen uns sogar viel mehr, als es die Corona-Krise tat.»
Preisschub kommt im Sommer
Die Detailhändlerin analysiere praktisch täglich Produkt für Produkt, was das für die Supermarktpreise bedeute. Zumbrunnen: «Es gibt fast keine Kategorie, die nicht von steigenden Rohstoffkosten betroffen ist.» Er wagt eine Prognose: «Im Sommer kommt der Preisschub im Laden an.»
Preisaufschläge bei Produkten aus der Landwirtschaft seien dort zu erwarten, wo sich die stark verteuerten Futtermittel widerspiegeln. Neben Milchprodukten sei das vor allem beim Fleischsortiment der Fall: «Ich rechne damit, dass beispielsweise Schweinefleisch teurer wird.» Der Schweizer Selbstversorgungsgrad ist hier mit 94 Prozent sehr hoch.
Wie saftig der Migros-Preisaufschlag für den Grill-Sommer ausfällt, ist noch offen.
Auch in den Coop-Supermärkten steigen die Fleischpreise. «Aufgrund der Preiserhöhungen, beispielsweise für Futtermittel oder Energie, gehen wir aktuell ebenfalls von Preisanpassungen beim Fleisch aus», sagt Coop-Sprecherin Rebecca Veiga auf Anfrage. «Wir rechnen mit einem moderaten Aufschlag beim Schweizer Fleisch, das den Grossteil unseres Sortiments ausmacht.»
Branchenverband bestätigt Preisanstieg
Philipp Sax, Vizedirektor (40) des Schweizer Fleisch-Fachverbands (SFF), spricht ebenfalls von steigenden Fleischpreisen «im tiefen einstelligen Prozentbereich» in den kommenden Monaten. Hauptgrund für ihn: höhere Energiepreise und tiefe Tierbestände beim Grossvieh. «Diese fallen bei der Produktion stärker ins Gewicht als steigende Futtermittelkosten.»
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Tiefer in die Tasche greifen müssen Kundinnen und Kunden der Migros heute schon bei Kaffee, Backwaren wie Brot und Pasta-Produkten.
«Wir gehen derzeit einige Risiken ein, um die Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln zu gewährleisten», sagt Zumbrunnen. So kaufe die Migros Produkte und Rohstoffe zu den heutigen hohen Preisen, um sicherzustellen, dass sie die Produkte dann auch in der zweiten Jahreshälfte habe.
Im vergangenen Jahr hat die Migros-Gruppe die Gewinne verbessert. Unter dem Strich kletterte der Gewinn auf bereinigter Basis um ein Fünftel auf 668 Millionen Franken.
Hier sind die Verkäufe der Warenhauskette Globus, des Gastro-Grosshändlers Saviva und des Einkaufszentrums Glatt, die im Jahr 2020 den Gewinn um rund 1,2 Milliarden Franken nach oben getrieben hatten, nicht eingerechnet.
Der orange Riese hat einen Lauf. Die Corona-Jahre konnten der Migros kaum etwas anhaben – im Gegenteil! Die Pandemie befeuerte das Onlinegeschäft, den stationären Detailhandel und die Verkäufe in den Bereichen Convenience, Discount und Gesundheit. So fährt die Migros-Gruppe für 2021 unter dem Strich einen Gewinn von 668 Millionen Franken ein. Das ist bereinigt ein Fünftel mehr als im Vorjahr. Und das, obwohl wichtige, margenstarke Geschäftsfelder wie Reisen, Gastronomie und Freizeit Rückschläge erlitten haben. Beim Gewinn schneidet die Migros damit besser ab als Coop mit 559 Millionen im letzten Jahr. Fabio Giger
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