Romain Boichat lanciert genericum.ai
Dieser Mann zeigt dir die tiefsten Medikamentenpreise

Mit genericum.ai will Romain Boichat die Medikamentenkosten in der Schweiz reduzieren. Das Portal zeigt, ob ein Medikament erstattungsfähig ist und listet günstigere Alternativen auf. Der Start des Portals fällt mit neuen Preisregeln des Bundes zusammen.
Publiziert: 11.08.2024 um 19:41 Uhr
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Aktualisiert: 12.08.2024 um 18:45 Uhr
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Multiunternehmer Romain Boichat will für Transparenz bei den Medizinpreisen sorgen.
Foto: zVg
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

Multiunternehmer Romain Boichat (51) hat es wieder getan: Der Mann hinter soignez-moi.ch, einer Online-Beratungsplattform für die medizinische Erstversorgung, sowie hinter dem Benzinpreisvergleichsportal ton-plein.ch will mit einem weiteren Portal die Medikamentenausgaben der Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten reduzieren.

Mit genericum.ai soll rasch ersichtlich sein, ob ein Medikament von der Grundversicherung (KVG) bezahlt wird oder nicht. Dazu soll die Preisentwicklung ersichtlich und das Finden von günstigeren Alternativen vereinfacht werden.

Der Vorgang auf der Website ist einfach: Zuerst das gewünschte Medikament eingeben – es wird gleich angezeigt, ob und wie dieses erstattungsfähig ist. Danach wird eine Liste von Generika angezeigt und/oder von günstigen Apothekenpreisen, und zwar sowohl für frei verkäufliche als auch für verschreibungspflichtige Medikamente.

Billige Medikamente teurer, teure dafür billiger

Der Zeitpunkt für die Lancierung des Portals ist nicht zufällig. Der Bund hat am 1. Juli 2024 ein neues Preismodell für die Abgabe von Medikamenten eingeführt. Die angepassten Preise fördern die Verwendung von günstigeren Generika. Das Ziel: Einsparungen von rund 60 Millionen Franken.

Inzwischen machen Generika rund 37 Prozent aller Medikamentenabgaben in der Schweiz aus. «Vielen sind aber die Einsparungsmöglichkeiten nicht genügend bewusst», so Boichat. Unter anderem, weil der Bundesentscheid die Medikamentenpreise in Bewegung gesetzt hat: Billige Medikamente wurden tendenziell teurer, teure Medikamente dagegen billiger. Das sollte bei Apotheken den Anreiz senken, teurere Medikamente zu verkaufen.

Boichat hat eine Statistik zu den Preisveränderungen seit Anfang Juli erstellt. Demnach wurden bei günstigen Medikamenten (unter 30 Franken) über 2000 im Durchschnitt um vier Franken erhöht, während 74 Senkungen um durchschnittlich zehn Rappen vorgenommen wurden. Teurere Medikamente (über 30 Franken) vergünstigten sich in 3668 Fällen um durchschnittlich 22 Franken, bei nur 13 Erhöhungen um durchschnittlich 38 Franken.

Preisunterschiede von bis zu 45 Prozent

«Wir haben bei gewissen Medikamenten Preisunterschiede von bis zu 45 Prozent festgestellt», erklärt Boichat am Telefon gegenüber Blick. Im Durchschnitt lägen die Preisunterschiede bei frei verkäuflichen Medikamenten zwischen fünf und 30 Prozent.

Probe aufs Exempel: Das verschreibungspflichtige Xarelto, ein Blutgerinnungsmittel, kostet 32.60 Franken. Das gleichwertige Generikum Rivaroxaban Viatris gibt es laut Boichats Website schon ab 16.55 Franken.

Oder der Cholesterinsenker Atozet: Dieser kostet 132.20 Franken, bei 40 Prozent Selbstbehalt. Das Generikum Ezetimib-Atorvastatin von Mepha kostet dagegen nur 81.15 Franken, und die Krankenversicherung übernimmt davon 90 Prozent.

«Einige nicht erstattete Medikamente haben Gegenstücke, die von der Krankenkasse bezahlt werden», führt Boichat aus. Etwa das Antihistaminikum Zyrtec, das von der KVG nicht vergütet wird, während das Generikum Ceirizin-Mepha erstattet wird.

Ähnlich wie beim Benzinpreisvergleichsportal ist es möglich, selbst neue Produkte oder Apotheken hinzuzufügen. Boichat setzt auch hier auf den Community-Gedanken, um möglichst hohe Transparenz zu erzielen. Die eingereichten Informationen werden sicherheitshalber überprüft.

Hohes Bedürfnis nach Einsparungen

Boichat hofft, dass künftig nicht nur Konsumenten sein Portal nutzen, sondern auch Ärzte und Apotheken.

Ob das klappt? Der Benzinpreisradar des TCS steht seinem Benzinpreisvergleichsportal etwas vor der Sonne. Dieses verzeichnet auch erst vermehrt Besucher, wenn die Preise merklich steigen. Das Telemedizin-Portal Soignez-moi ist derweil noch nicht richtig abgehoben. Die deutschsprachige Version drnow.ch wurde eingestellt.

Vielleicht klappt es ja mit den Medikamenten-Preisvergleichen. Boichat setzt auf die Tatsache, dass Medikamente ein Viertel der Gesundheitskosten in der Schweiz ausmachen und das Sparbedürfnis entsprechend hoch ist.

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