Schiesst die neue Margenregelung für Medikamentenpreise am Ziel vorbei? Am 1. Juli traten die Preisänderungen wie von Blick angekündigt in Kraft – und diese haben zum Teil grosse finanzielle Auswirkungen für Patientinnen und Versicherte. Das beliebte Schmerzmittel Dafalgan wird so um 70 Prozent teurer!
Neu erhalten Apotheken, Arztpraxen und Spitäler nämlich immer gleich viel Marge in absoluten Frankenbeträgen – ganz egal, ob sie ein teures Originalpräparat oder ein billigeres Generikum verschreiben. Bisher war die Marge grösser, je mehr ein Medikament kostete. Einfacher gesagt werden so eher günstige Medikamente teurer, teurere im Verhältnis günstiger.
Billige Arzneimittel sollen öfters verkauft werden
Durch diese Anpassung sollen die tiefen Verkaufszahlen von Generika und Biosimilars, also Nachahmerprodukten von Biopharmaka, gesteigert und die Medikamentenkosten gesenkt werden.
Konkret werden Medikamente mit einem Fabrikabgabepreis von bis zu 7.99 Franken mit einem Packungszuschlag von 9 Franken gespickt. Dieser ersetzt die vorherigen tieferen Aufschläge. Heisst auf gut Deutsch: Die Zwischenhändler dürfen an einer günstigen Packung neu 9 Franken verdienen. Bisher waren es zwischen 4 und 8 Franken.
Das hat ganz unmittelbare Folgen für die Konsumenten: Eine Packung des Schmerzmittels Dafalgan (1 Gramm mit 16 Tabletten) kostet neu 12.15 statt 7.20 Franken.
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Bei teureren Medikamenten sinken die einheitlichen Zuschläge. Eine Packung des Blutverdünners Xarelto 20 Milligramm mit 98 Tabletten kostet neu nur noch 266.75 statt wie bis anhin 280.95 Franken.
Fallen die Kosten auf die Konsumenten?
Betroffen sind allerdings nur rezeptpflichtige Medikamente. Trotzdem: Der Konsumentenschutz stellt die neue Regelung an den Pranger. Denn auch wenn Patienten für rezeptpflichtige Medikamente sowieso zum Arzt gehen müssen, zahlen sie mit einer hohen Franchise die günstigeren Medikamente selbst.
Die fünf Verbände, welche den Margenkompromiss ausgehandelt haben, versprechen sich davon unmittelbar jährliche Einsparungen bei den Medikamentenkosten von 60 Millionen Franken. Wie hoch diese Zahl aber genau sein wird, ist schwierig vorherzusagen.
Ein Teil davon wird so aber auf die Patienten gewälzt, wie mit dem Dafalgan-Beispiel offensichtlich wird. Bereits im Januar sorgte eine Preiserhöhung desselben Medikaments für mächtig Kopfschmerzen. Damals verdoppelte der Hersteller den Preis für die 500-Milligramm-Packung mit 16 Tabletten.
Fieber und Kopfweh schmerzen weiterhin nicht nur dem Körper, sondern auch dem Portemonnaie. Die Aussichten auf tiefere Gesundheitskosten bleiben trüb.