Seit Anfang Jahr müssen Patienten tiefer in die Tasche greifen, wenn sie – ohne medizinischen Grund – ein Original-Medikament wollen statt des günstigeren Generikums. Der Bundesrat hat den Selbstbehalt verdoppelt. Unter anderem mit dieser Massnahme erhofft man sich Einsparungen von 250 Millionen Franken pro Jahr.
Es ist ein Tropfen auf dem heissen Stein. Doch solche Tropfen sind dringend nötig. In den vergangenen 20 Jahren haben sich die Kosten für Medikamente, die von der Grundversicherung abgedeckt sind, verdoppelt. Über 8 Milliarden Franken gingen 2022 für Pillen, Tropfen oder Salben drauf. Das ist mehr als jeder fünfte Prämienfranken.
Kostentreiber Krebsmedikamente
Ein Grund für den starken Anstieg sind Krebsmedikamente, von denen es immer mehr gibt, die aber auch massiv teurer geworden sind. Kosten von mehreren Tausend Franken pro Monat sind inzwischen die Regel. Zudem sorgt die alternde Bevölkerung dafür, dass die Ausgaben steigen.
Das Medikament, das schweizweit die höchsten Kosten verursacht, ist Eylea, eine Lösung zur Behandlung von Netzhauterkrankungen, die oft altersbedingt auftreten. Das Patent für das Augenmittel läuft nächstes Jahr aus, womit Generika auf den Markt kommen können.
Diese Nachahmerpräparate sind ein wichtiges Instrument, um die Medikamentenkosten zu senken. Doch in der Schweiz werden sie im Vergleich zum Ausland nicht nur viel weniger verschrieben, sondern sind auch viel teurer. Im europäischen Ausland kosten Generika laut einer Auswertung nur die Hälfte.
Generikahersteller wehren sich
Intergenerika, der Verband der Generikahersteller, hinterfragt diese Zahlen. Nur ein Teil der Wirkstoffe sei beim Auslandsvergleich berücksichtigt worden, kritisiert Geschäftsführer Lucas Schalch. Er betont: «Es gibt Generika, die teurer sind, aber es gibt auch solche, die zu billig sind.» Dies sei zum grossen Teil den gesetzlichen Vorgaben zur Preisfestsetzung geschuldet. Drücke man die Preise zu stark, würden Pharmafirmen nicht mehr investieren und die Gefahr von Versorgungsengpässen steige, warnt er.
Für die Branche geht es natürlich um viel Geld. Doch darum geht es auch für die Prämienzahlerinnen und Prämienzahler. Bisher waren sie es, die die bittere Pille der hohen Medikamentenpreise schlucken mussten.