Schon seit Wochen untersucht das Bundesamt für Gesundheit (BAG) die Antigen-Schnelltests von Roche – und verliert wertvolle Zeit. Mit dem dramatischen Anstieg der Corona-Infektionen könnten die Tests für mögliche Erkrankte innerhalb von wenigen Minuten Klarheit schaffen. Bisher sind nur die viel langsameren PCR-Tests im Gebrauch.
Nun erhöht der Schweizer Pharmakonzern den Druck. «Wir halten die Reserven für die Schweiz nicht für immer», sagte Roche-Chef Severin Schwan (52) in einer Medienkonferenz am Donnerstag. «Die Nachfrage im Markt ist hoch und wir haben nicht genügend Produkte.»
Schwan betonte aber auch, dass er zuversichtlich sei, Ende Oktober eine positive Rückmeldung des BAG zu erhalten. «Wir rechnen mit dem baldigen Abschluss der Validierungsphase in der Schweiz», sagt er.
Schweiz ist besonders vorsichtig
Bei der Validierung wird der Schnelltest erst untersucht und dann beschlossen, ob er in die nationale Covid-19-Teststrategie des Landes eingebunden werden soll. Stand heute: Ärzte nehmen in der Schweiz Abstriche mit PCR-Tests. Sie werden im Labor ausgewertet werden. Das kann dauern.
Die neuen Tests müssen zwar auch von medizinischem Fachpersonal durchgeführt werden, geben aber innerhalb von 15 Minuten vor Ort ein Ergebnis an. Der Grund, warum der Test nicht vom Patienten selber durchgeführt werden kann: Auch beim Schnelltest wird der aufwendige Nasen-Rachen Abstrich benötigt – wie beim PCR Test. Ausserdem solle laut Roche der Gesamtzustand des Patienten von einem Fachpersonal eingeschätzt werden. Ein falsches Testergebnis sei nie auszuschliessen.
Laut Schwan unterziehen nicht alle Länder den Test einer solch aufwendigen Validierung wie es in der Schweiz geschieht. «Einige Länder verlassen sich auf die Validierung anderer Nationen. Andere Länder, wie die Schweiz, sind da vorsichtiger, und stellen eigene Untersuchungen an», sagt der CEO. «Aber wir sind sicher, dass sie die gleichen Ergebnisse wie wir erzielen werden.»
Hotspots haben Priorität
Schwan warnt aber auch, dass die aktuelle Corona-Krise jederzeit eine neue Brisanz entwickeln könnte. Entstehen kurzfristig Hotspots in anderen Ländern, könne man auf aktuellen Reserven nicht sitzen bleiben. «Wenn es auf einmal Länder gibt, die medizinische Nothilfe brauchen, dann können wir uns schnell umentscheiden und die Reserven freigeben.»
Wegen der derzeit stark steigenden Infektionszahlen rät Schwan den Regierungen vor allem eins: «Man muss die Situation dauernd beobachten», sagt er. Dabei ginge es immer darum, das Gesundheitssystem im eigenen Land nicht zu überfordern.
«Es gibt keinen falschen oder richtigen Weg», sagt er. Einige Länder könnten es sich leisten die Wirtschaft offen zu behalten und nicht alle Infektionen einzudämmen. Andere müssten gleich schliessen. «Wichtig ist nur, dass man jeweils immer schnell reagiert.»
Umsatz um fünf Prozent tiefer
Der Pharmakonzern hat am Donnerstag die Quartalszahlen vorgelegt. Die Corona-Krise hat auch hier Spuren hinterlassen. Insgesamt fiel der Umsatz für die ersten neun Monate mit knapp 44 Milliarden Franken um fünf Prozent tiefer aus als im Vorjahr. Allerdings zeichnete sich im dritten Quartal eine Erholung ab.
Was in den letzten Monaten nicht so gut lief: Patienten gingen weniger zum Arzt und nahmen weniger Medikamente ein. Was gut lief: Die Entwicklung und der Absatz mit Corona-Tests.