Täglich lauter fordern Vertreter aus Tourismus- und Flugbranche ein Ende der Schweizer Quarantäne-Bestimmungen für Rückkehrer aus Risikoländern. Nach mehreren Interventionen wurden sie schliesslich am Dienstag von Wirtschaftsminister Guy Parmelin (60) zum Gespräch empfangen.
«Wir wollen Schnelltests an den Flughäfen», sagt SVP-Nationalrat Thomas Hurter (56), Präsident des Luftfahrtverbands Aerosuisse. «Ohne diesen Ansatz würden die Luftfahrt und die exportorientierte Wirtschaft zusammenbrechen.» Hurters Forderung: «Testen statt Quarantäne!»
Das verlangt auch Nicolo Paganini (54), Präsident des Schweizerischen Tourismusverbandes. Er verweist auf Länder wie Island und Österreich, in denen man Quarantäne bereits durch Tests ersetzt oder verkürzt. Paganini: «Das brauchen wir auch.»
Am Montag trafen sich die Branchenvertreter mit Roche-Präsident Christoph Franz (60). Sie hoffen auf den neuen Schnelltest des Pharmariesen – trotz warnender Beispiele wie dem Test-Debakel in Bayern. Das deutsche Bundesland setzte auf die Strategie Tests statt Quarantäne. Im August wurden 900 Ferienrückkehrer positiv auf Corona getestet, die Behörden informierten sie aber tagelang nicht. Auch das Bundesamt für Gesundheit warnt: «Tests anstelle einer Quarantäne wären schwierig umzusetzen, weil die Inkubationszeit berücksichtigt werden muss.» Virologen stimmen der Einschätzung zu: Nach einer Infektion kann das Coronavirus mehrere Tage lang auch bei Tests unbemerkt bleiben.
«Dieses Risiko liegt lediglich bei zehn Prozent», entgegnet Walter Kunz (59), Geschäftsführer des Schweizer Reise-Verbands. Für ihn machen die heutigen Reisevorschriften ohnehin keinen Sinn mehr: «Warum soll bei den aktuellen Fallzahlen eine Reise nach Paris ein grösseres Risiko sein als ein Ausflug ins Waadtland?»
Auch Gastrosuisse-Präsident Casimir Platzer (58) macht sich für das Testen stark. «Es besteht das akute Risiko eines Engpasses im Gastgewerbe, wenn alle Mitarbeitenden bei keinen oder nur leichten Symptomen zu Hause bleiben müssen.»
Jetzt hat CVP-Nationalrat Martin Candinas (40) eine Interpellation eingereicht. Er will vom Bundesrat wissen, wie Betriebe – besonders aus der Gastrobranche –, die kein Homeoffice einführen können, die heutigen Quarantäne-Regelungen überstehen sollen.
«Das aktuelle Regime ist unverhältnismässig», sagt Candinas und erhöht den Druck auf den Bundesrat weiter.