Riesige Unterschiede bei Spital-Tarifen
Versicherte zahlen halbe Milliarde zu viel!

Ein Spitalaufenthalt ist immer teuer. Der Vergleich des Preisüberwachers zeigt nun aber: Zwischen den Spitälern gibt es drastische Unterschiede. Die Versicherten zahlen viel zu viel. Stefan Meierhans fordert deshalb einen nationalen Massstab für Spitaltarife.
Publiziert: 04.06.2023 um 20:15 Uhr
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Aktualisiert: 04.06.2023 um 20:41 Uhr
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Eine Blinddarmoperation kostet im Inselspital in Bern 7810 Franken.
Foto: Keystone
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Milena KälinRedaktorin Wirtschaft

In der Schweiz kostet die gleiche Behandlung nicht immer gleich viel – es kommt auf den Spital an. Ein aktueller Tarifvergleich von Preisüberwacher Stefan Meierhans (54) zeigt nun aber, wie drastisch die Unterschiede sind.

Eine Blinddarmentfernung ist im Tessin am billigsten: In der Clinica Santa Chiara in Locarno kostet die Behandlung 6090 Franken. Im Inselspital Bern belastet die gleiche Behandlung die Grundversicherung über ein Viertel mehr: 7810 Franken, wie die «Sonntagszeitung» schreibt. Auch innerhalb der Kantone bestehen noch deutliche Unterschiede.

Gemäss dem Krankenversicherungsgesetz müssten sich die Preise nach den günstigsten Spitälern richten. Nur bei Behandlungen mit Komplikationen oder Begleiterkrankungen kann ein Spital höhere Tarife verrechnen. Das Beispiel Blinddarm-OP zeigt, dass das aber nicht der Fall ist.

Alle haben Schuld

Die Schuld sieht Meierhans aber nicht allein bei den Spitälern. «Die Spitäler wollen zu viel Geld. Die Versicherer verhandeln schlecht. Die Kantonsregierungen genehmigen zu hohe Tarife. Und der Bundesrat hat nichts gemacht gegen den Interessenkonflikt der Kantone. Er sollte endlich ihre verschiedenen Rollen entflechten und einen national einheitlichen Tarifmassstab festlegen», fordert der Preisüberwacher.

Damit trifft er den Nagel auf den Kopf: Bis heute gibt es keine genauen Bestimmungen, wie die Spitäler und die Krankenkassen die Tarife zu bemessen haben. Dagegen wehren sich die beiden Krankenkassenverbände Curafutura und Santésuisse schon lange. Sie fordern einen rechtsverbindlichen, schweizweit einheitlichen Massstab für die Festlegung der Spitaltarife. Vor drei Jahren stand der Verordnungsentwurf schon – scheiterte dann aber an den Kantonen.

Bundesamt wird aktiv

Verschiedene Stimmen in der Gesundheitsbranche schieben sich gegenseitig die Schuld in die Schuhe. Immerhin: Das Bundesamt für Gesundheit sei aktuell daran, einen nationalen Massstab für die Berechnung der Spitaltarife einzuführen, heisst es im Artikel weiter.

Meierhans kommt zum Schluss, dass mit dieser Massnahme pro Jahr eine halbe Milliarde eingespart werden kann. Gemäss Curafutura sind es sogar noch mehr – 625 Millionen Franken jährlich. Sicher ist: Mit einem nationalen Massstab für die Tarifberechnung könnte ein Haufen Geld gespart werden. Das würde sich auch positiv auf die explodierenden Krankenkassenprämien auswirken.

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