Nach der Pleite von Vögele Shoes und den Ausverkäufen und Gerüchten rund um die Schuhkette Reno trifft es nun ein weiteres Traditionsunternehmen. Der Aargauer Schuhhersteller Fretz Men wird am 30. Juni 2023 für immer die Türen schliessen.
Dabei muss Fretz Men nicht Konkurs anmelden. Doch die Eigentümerfamilie rund um CEO Vinzenz Lauterburg (50) sieht sich nach Jahren mit roten Zahlen zu diesem Schritt gezwungen, wie die «Aargauer Zeitung» schreibt. Nach knapp 120 Jahren ist Schluss.
Konkurse im Handel setzen Fretz Men zu
Bei der Traditionsfirma drückt der Schuh schon länger: Die Eigentümer standen vor der schwierigen Entscheidung, nochmals Millionen in die defizitäre Firma zu stecken oder endgültig die Reissleine zu ziehen. «Vielleicht könnten wir das Unternehmen retten, wenn wir noch drei, vier Jahre massiv Geld hineinstecken würden. Aber es wäre ein grosses Risiko. Und wir haben in den letzten zehn Jahren bereits einen zweistelligen Millionenbetrag verloren», so Lauterburg in der «AZ». Als verantwortungsvolle Unternehmer müsse man auch wissen, wann es vorbei sei.
Für die Misere bei Fretz Men gibt es zahlreiche Gründe: Veränderungen im Einkaufsverhalten, hohe Transportkosten, Inflation, stark gestiegene Rohstoffpreise, Verzögerungen in der Lieferkette und die Corona-Pandemie. Hinzu kommen die grossen Schwierigkeiten und Konkurse im Handel, wie zuletzt von Vögele Shoes. Darunter habe gerade das Geschäft in Deutschland enorm gelitten.
Neben den geschlossenen Vögele-Shoes-Filialen sind die Fretz-Men-Schuhe seit Jahren auch in der Dosenbach-Kette präsent.
Turnaround gescheitert
Lauterburg hat den CEO-Posten bei Fretz Men im Frühjahr 2020 übernommen und versucht, das Familienunternehmen wieder in die Erfolgsspur zu führen. Im Sommer 2020 wurde die Produktion am Hauptsitz in Fahrwangen AG eingestellt und ins Ausland ausgelagert. Die Schweiz sei schlicht zu teuer, so die damalige Begründung. 30 Arbeitsplätze wurden abgebaut.
In diesem Frühjahr mussten praktisch alle übriggebliebenen Angestellten gehen. Für sie habe man einen freiwilligen Unterstützungsplan ausarbeiten können, sagt Lauterburg in der «AZ». Gemäss dem CEO hätten alle wieder eine Stelle gefunden. (smt)