Besitzer von Vögele Shoes steckt auch hier drin
Totalausverkauf auch bei Reno?

Vögele Shoes ist in wenigen Tagen Schweizer Geschichte. Recherchen zeigen nun, dass gleiches Schicksal den Reno-Filialen in der Schweiz drohen könnte. Hinter den Verwerfungen im Schuhmarkt steckt ein deutscher Unternehmer.
Publiziert: 22.12.2022 um 08:27 Uhr
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In wenigen Tage Geschichte: Vögele Shoes.
Foto: keystone-sda.ch
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Ulrich RotzingerWirtschaftschef

Juni 2021, der Anfang vom Ende: Vögele Shoes wird nach Deutschland verscherbelt, ein Jahr später meldet Besitzer Christian Müller aus Hannover (D) den Konkurs von Vögele Shoes an. In wenigen Tagen stellt die Uznacher Traditionsfirma den Betrieb vollständig ein, die Marke Vögele verschwindet aus den Schweizer Einkaufsstrassen. Ganz im Gegenteil von Unternehmer Christian Müller.

Der Deutsche, als Sanierungsspezialist betitelt, ist über seine Firma CM.Solutions GmbH weiter in der Schweiz präsent. Zum Firmengeflecht des Noch-Verwaltungsratspräsidenten von Vögele Shoes zählt seit September 2022 auch die Schuhhandelskette Reno mit 253 Filialen in Deutschland und Österreich. 17 weitere Reno-Läden befinden sich vom Bodensee bis Thun auf Deutschschweizer Boden.

Steckt auch Reno tief in der Schuhkrise?

Pikantes Detail: Die Schuhkette soll wie zuvor Vögele in der Krise stecken. Es sei Ebbe in der Kasse. Der Verkauf an den neuen Eigentümer Müller vermeide radikale Lösungen – bis hin zur Insolvenz, berichten deutsche Medien wie die «Wirtschaftswoche».

«Wie steht es tatsächlich um Reno in der Schweiz?», fragen sich bereits Schweizer Angestellte, mit denen Blick sprechen konnte. Die Frage ist berechtigt, wie Recherchen zeigen. Gekündigte Mitarbeitende von Vögele Shoes berichten, dass bereits Werbematerial wie Sales- und Schliessungsplakate, die zuvor bei Vögele im Einsatz waren, in Reno-Filialen verfrachtet wurden. Zum Teil hingen sie bereits dort.

Spiel mit den Kurzzeit-Schliessungen

Zum Beispiel bei Reno im Stadtmarkt in Wil SG. Plakate mit «Wir schliessen» und «Totalausverkauf» schrecken die Kundschaft auf. Die Filiale blieb tatsächlich eine Woche geschlossen. Seit 8. Dezember verkauft dort Reno aber wieder – die Produktpalette ist komplett neu, erklärt eine Verkäuferin am Telefon.

In Bülach und Dietlikon im Zürcher Unterland dasselbe Spiel. Totalausverkauf, kurze Schliessung, neues Schuhsortiment. Wie auch in Wil ein geschickter Winkelzug der Reno-Chefs, um alte Ware loszuwerden, das Sortiment zu bereinigen.

Interessant: Es ist exakt dasselbe Muster wie bei Vögele Shoes in den letzten zwölf Monaten: Filialen aufkaufen, Totalausverkauf ankündigen, Filialen schliessen und dann kurze Zeit später wiedereröffnen mit neuem Sortiment. Bei Vögele Shoes mit bekanntem Ausgang. Bei Reno im kommenden Jahr auch?

Reno-Chef verspricht Turnaround

Auf die Anfragen von Blick bei Reno meldet sich Dieter Metz. Er sei Geschäftsführer der CM.Sports GmbH, die seit dem 1. Oktober Eigentümerin aller Reno-Filialen und des Onlineshops sei. Metz bestätigt, dass seine Firma zur CM.Solutions GmbH von Christian Müller gehört. «Reno ist nicht insolvenzgefährdet», sagt Metz zu Blick. Das Unternehmen sei eine traditionsreiche, grundsolide Marke, die ihre treue Kundschaft habe. «Wir wollen nun eine sorgfältig durchdachte Omnichannel-Strategie umsetzen», so Metz. Damit wolle man Reno in eine «nachhaltig profitable Zukunft» führen.

Vögele Shoes in Davos GR: Totalausverkauf.
Schliessungen laufen gestaffelt ab

Die deutschen Vögele-Chefs machen keine halben Sachen: Nur wenige Tage nachdem sie den 131 Angestellten die Kündigung per Einschreiben ins Haus geschickt haben, geben sie den Schliessungsplan für die letzten 27 Filialen bekannt. Laut dem internen Memo, das Blick vorliegt, schliessen Anfang Dezember 17 Filialen. Am 17. Dezember gehen die Läden von sieben weiteren Filialen zu. Alles muss raus. Per sofort beginnt der Liquidationsverkauf, «die Rabatte werden gemäss dem verfügbaren Angebot angepasst», heisst es auf Anfrage. Die Filialen in Uznach SG, Wil SG und Emmen LU verkaufen noch bis ins neue Jahr. Sie empfangen die Kundschaft zum letzten Mal am 7. Januar. Dann ist Schluss. Die Marke Vögele verschwindet endgültig aus den Einkaufsstrassen.

Vögele Shoes in Davos GR: Totalausverkauf.

Die deutschen Vögele-Chefs machen keine halben Sachen: Nur wenige Tage nachdem sie den 131 Angestellten die Kündigung per Einschreiben ins Haus geschickt haben, geben sie den Schliessungsplan für die letzten 27 Filialen bekannt. Laut dem internen Memo, das Blick vorliegt, schliessen Anfang Dezember 17 Filialen. Am 17. Dezember gehen die Läden von sieben weiteren Filialen zu. Alles muss raus. Per sofort beginnt der Liquidationsverkauf, «die Rabatte werden gemäss dem verfügbaren Angebot angepasst», heisst es auf Anfrage. Die Filialen in Uznach SG, Wil SG und Emmen LU verkaufen noch bis ins neue Jahr. Sie empfangen die Kundschaft zum letzten Mal am 7. Januar. Dann ist Schluss. Die Marke Vögele verschwindet endgültig aus den Einkaufsstrassen.

Wieder werden Erinnerungen wach: Selbiges sagte die Firma von Müller bei der Übernahme von Vögele Shoes. Was Reno-Angestellte bestätigen, aber Reno-Chef Metz dementiert: dass Vögele-Verkaufsmaterialien bei den Reno-Schliessungen eingesetzt werden. «Die Filialschliessungen sind jeweils kurzfristig für ein paar Tage, um die Systeme und das neue Sortiment vorzubereiten», sagt Metz.

Das sei keine Restrukturierung, wie es in der Branche heisst, sondern eine «organische Transformation und sorgfältige Weiterentwicklung von Reno». Metz: «Geben Sie uns die dafür notwendige Zeit.»

Die Uhr aber tickt. Vordergründig gibt es Entwarnung vom Reno-Chef. Doch die Parallelen zu Vögele Shoes liegen auf der Hand und verheissen nichts Gutes.

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