Reputationsexperte Bernhard Bauhofer zum Chocolatier-Skandal
«Die Marke Läderach ist stark beschädigt»

Die Vorwürfe rund um den Ex-Patron der Firma Läderach sind Gift für das Unternehmen, sagt der Reputationsexperte Bernhard Bauhofer.
Publiziert: 24.09.2023 um 19:34 Uhr
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Aktualisiert: 24.09.2023 um 20:55 Uhr
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Das Zürcher Filmfestival ZFF hat die Zusammenarbeit mit Läderach beendet.
Foto: Keystone

Aus dem Schoggijob wird nichts: Das Zürcher Filmfestival ZFF verzichtet nach einem Tag Bedenkzeit auf die Zusammenarbeit mit der Schokoladeproduzentin Läderach. Dies, nachdem in einer SRF-Doku dem früheren Schoggi-König Jürg Läderach (72) vorgeworfen wird, jahrelang Schüler gezüchtigt zu haben.

Zwar hat mit Johannes Läderach in der Firma die nächste Generation das Sagen, doch zu gross ist die Gefahr für das ZFF, in den Strudel der Vorwürfe hineingezogen zu werden. Auch das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest, das 2025 ausgerechnet im Heimatkanton des Unternehmens, in Glarus, stattfindet, überlegt sich eine weitere Zusammenarbeit mit der Schokoladen-Manufaktur. 

Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen, Läderach ist noch immer als Königspartner auf der Homepage des Esaf aufgeführt. Die unterstützten Festivals und Feste müssen sich die Reputationsfrage stellen – genauso wie die Firma Läderach selbst. 

Toxische Kombination

Und für die sieht es – zumindest in der Schweiz – reputationsmässig schlecht aus. «Die Marke Läderach ist stark beschädigt, eng mit dem Namen der Familie verbunden. Das ist eine toxische Kombination», sagt Reputationsexperte Bernhard Bauhofer (61) auf Anfrage von Blick. 

Das Problem: Die Läderachs waren schon 2020 im Brennpunkt eines Skandals, als die Swiss die Läderach-Schokolade nach 10 Jahren der Zusammenarbeit aus ihren Flugzeugen verbannte. Damals ging es um die christlich-fundamentalen Ansichten von Vater und Sohn Läderach, vor allem um die Akzeptanz von Homosexuellen. 

Die zentrale Frage für Bauhofer: «Wie glaubwürdig ist die Distanzierung der jungen Generation von den Taten und Ansichten des Ex-Patrons?» Eine Frage mit offenem Ausgang. Bauhofer spricht nach dem Rauswurf der Schokolade bei der Swiss von einer verpassten Chance und sieht auch die Schwierigkeiten hinter dem Unterfangen: «Dem autoritären Erziehungsgefüge kann man sich als Kind nicht völlig entziehen.» 

International kein Thema

Besonders in der Schweiz ist die Gefahr gross, dass die Konsumentinnen und Konsumenten die nicht ganz günstige Schokoladen-Marke meiden werden: «Läderach steckt in einem perfekten Sturm. Die Wirtschaft läuft nicht mehr so rund, die Inflation plagt viele, dazu kommt jetzt noch der Reputationsskandal.» 

Gut möglich also, dass der Umsatz in der Schweiz zurückgehen wird. Allerdings kaum im Ausland, glaubt Bauhofer: «Für internationale Medien ist die Geschichte zu wenig interessant.» Bleibt die Frage, ob allein der zu erwartende Umsatzrückgang in der Schweiz reicht, damit sich die Firma klar und deutlich von den Ansichten und dem Verhalten der Familie distanziert. 


 


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