Costa Rica in der Pension! Ein Traum, der sich für so manches Schweizer Paar erfüllt hat. «Für ein Rentnerleben in Costa Rica muss man unbedingt die Sprache lernen sowie geduldig und tolerant sein», sagt Elsbeth Langenegger (63) gegenüber Blick. Sie ist bereits 2019 mit ihrem Mann Werner (65) ins zentralamerikanische Land ausgewandert, das laut der neusten Ausgabe des «Global Retirement Index» das beste Land der Welt für den Ruhestand sein soll.
Geduld brauche man wegen der Bürokratie: «Amtsgänge brauchen Zeit, aber die hat man ja als Rentner», so Langenegger. Toleranz braucht es, weil in Costa Rica «Leben und Leben lassen» gilt: «Ein Rasenmäher oder eine Kettensäge können am frühen Morgen oder sogar mitten in der Nacht ertönen.»
Das beste Klima der Welt
Langenegger malt kein rosa Bild des Landes: Die Kriminalität steige, der Strassenverkehr sei oft mühsam. Aber die Vorteile überwögen bei weitem. Das Ehepaar, ursprünglich aus Uster ZH, lebt in Atenas, im Landesinneren westlich der Hauptstadt San José. Der Ort habe laut der Nasa das beste Klima der Welt: Sehr konstant, nie zu heiss, nie zu kalt, immer um die 25 Grad. Dazu gebe es in Atenas eine kleine Schweizer Community, die sich ab und zu zum Jassen trifft.
Für Costa Rica sprachen aber vor allem finanzielle Aspekte. «Hier waren für uns eine Frühpensionierung und der Kauf eines grossen Grundstücks mit Haus und Garten möglich», schwärmt Langenegger. Ihr Haus mitsamt Frühstücksterrasse, Pool und Gästehaus ist spektakulär. Bezahlt wurde dies aus Ersparnissen.
Die Langeneggers beziehen erst seit November 2023 AHV-Gelder. «Ein Ehepaar mit der AHV-Maximalrente kann in Costa Rica ein gutes Leben führen», sagen sie. Die obligatorische Krankenkasse sei wesentlich billiger als in der Schweiz, und die Steuerbelastung sehr gering. Auch Hilfe und Betreuung durch ein Ehepaar, das kocht und putzt sowie Haus und Garten pflegt, ist bezahlbar. Die Lebensmittelpreise seien mit der Schweiz vergleichbar. Der Kauf eines Autos oder elektrischer Geräte sei sogar teurer als in der Schweiz.
Für Reisen heim in die Schweiz werden die Langeneggers weiterhin auf Ersparnisse zurückgreifen müssen. Ihre Heimat vermissen sie hie und da. Doch sagt Elsbeth Langenegger auch: «Im Moment können wir uns eine Rückkehr in die Schweiz nicht vorstellen.» Ältere Menschen hätten in Costa Rica einen hohen Stellenwert. Zum Beispiel sei es Rentnern gestattet, Behindertenparkplätze zu nutzen, und in der Bank gebe es einen Express-Schalter für Senioren, damit diese nicht lange anstehen müssen.
In Costa Rica das Leben, das sie in der Schweiz nicht hatten
Auch Kati (59) und Peter Diethelm (69) aus Biberstein AG zog es vor einigen Jahren nach Costa Rica. «Das hatte finanzielle Gründe», gibt Kathrin Diethelm unumwunden zu.
Das Leben in der Schweiz war schlicht zu teuer. Kati bezog nach zwei Burnouts eine halbe IV-Rente, Peter wurde infolge einer gescheiterten Operation arbeitsunfähig. So verkauften sie ihr Haus und zogen nach Orosi, im Landesinneren östlich von San José.
Ausschlaggebend für sie waren die politische Sicherheit, das Klima, «das keine Heizkosten verursacht», das Fehlen tropischer Krankheiten wie Malaria und die Kultur, die der europäischen näher liegt als jene in asiatischen Ländern.
Heute leben die Diethelms in einem hübschen Haus mit 5000 Quadratmeter Garten und können sich mit der AHV/IV-Rente sogar einen Gärtner leisten und noch etwas zur Seite legen. Sie bezahlen auf ihr Renteneinkommen keine Steuer, lediglich eine kleine Grundstücksteuer. «Es ist das Paradies, wir hatten richtig Glück», schwärmt Kati. Sie haben sich bestens eingelebt. Heimweh nach der Schweiz? Fehlanzeige.