Als sie 16 Jahre alt war, entdeckte Karin Risi (28) während eines Sprachaufenthalts in Australien die Liebe zum Reisen. «So kam es, dass ich 2019 auch Costa Rica bereiste und mich in dieses Land verliebte», erzählt sie Blick. Risi schwärmt von der üppigen und vielfältigen Natur mit wilder Hügellandschaft, steppenähnlichen Weideflächen, Regen- und Trockenwäldern. Von den Wasserfällen und unzähligen Palmen- und Sandstränden am karibischen und pazifischen Meer im kleinen mittelamerikanischen Land Costa Rica.
Pläne schmieden für die Auswanderung
Risi hat in Costa Rica einen Spanischkurs absolviert und anschliessend mit ihrem damaligen Freund das Land bereist. Dabei lernte sie eine Schweizerin kennen, die hierhin ausgewandert ist. «Das hat mich nicht mehr losgelassen», so die gelernte Fachfrau für Betreuung, die ihre Ausbildung in einer Kita absolvierte, bevor sie in einem Kindergarten in Äthiopien arbeitete und später auch Asien bereiste.
Für ihren Freund war eine Auswanderung kein Thema, zumal er erst gerade eine eigene Firma gegründet hatte. Für Risi wurde der Plan aber immer konkreter. Besonders als eine Reiterkollegin aus der Schweiz ihr davon erzählte, dass sie mit ihrer Familie nach Costa Rica ziehen werde.
Kurz darauf beschlossen Risi und ihr Freund, getrennte Wege zu gehen. Risi, die auch eine Ausbildung zur Reittherapeutin absolviert hat, schmiedete gemeinsam mit ihrer Kollegin Auswanderungspläne für sich und ihre Pferde. «Das war gar nicht so einfach», erklärt sie. In Deutschland fanden die beiden Frauen dann eine Firma, die sich um den Transport und die Bewilligungen für die Pferde kümmerte.
Suche nach Grundstück vor Ort
Für Risis Eltern kam der Auswanderungsplan ihrer Tochter nicht überraschend. «Sie wussten, wie gern ich reise und freuten sich mit mir. Obwohl meine Mutter nicht damit rechnete, dass ich meinen Plan so schnell umsetze», erzählt sie. Anfang September ist Risi dann mit ihrer Kollegin Richtung Costa Rica abgereist und lebt seither auf der pazifischen Seite in der Provinz Guanacaste.
Die erste Zeit wohnte sie mit ihrem Pferd, das wegen der vorgeschriebenen Quarantäne erst knapp zwei Monate später ankam, bei der Familie ihrer Kollegin. «Ich wollte mich erst vor Ort umschauen und dann entscheiden, wo ich mich niederlasse», sagt Risi. Fündig wurde sie in der direkten Nachbarschaft mit einem vier Hektar grosses Grundstück mit eigener Quelle und Wasserfall, einigen Obstbäumen und Meerblick «Ideal für mich und mein Pferd! Ich war von Anfang an begeisterte», schwärmt Risi.
Für 70’000 US-Dollar kaufte die Schweizerin das hügelige Grundstück in den Bergen der Halbinsel Nicoya. Hier plante sie ihr kleines Traumhaus und einen Pferdestall. Bis ihre eigene Liegenschaft bezugsbereit ist, wohnt sie im rund 30 Minuten entfernten Dorf Altos del Socorro zur Miete.
Herausforderungen beim Bau
Baustart von Risis Mini-Haus war Ende Februar 2022. Für den Bau war der gleiche Bauunternehmer zuständig, der auch schon für die befreundeten Schweizer Familie tätig war. Ihn hat Karin Risi, die in ihrer neuen Heimat von allen Carina genannt wird, wenige Wochen nach ihrer Ankunft kennengelernt. Kurz darauf habe es zwischen den beiden auch gefunkt, verrät die Schweizerin. Wie die natur- und tierliebende Karin Risi ist auch er ein Pferdefreund. Neben ihrem eigenen Pferd Lionel hat sein Pferd Lola im neuen Pferdestall der Schweizerin einen Platz gefunden, und Risi kümmert sich täglich um die beiden.
Während die Pferde schon eingezogen sind, hat sich der für Dezember geplante Einzug von Karin Risi in ihr neues Haus erneut verzögert. «Die grösste Herausforderung war das Wetter. Das Grundstück war vorher eine Kuhweide. Eine Strasse gab es nicht und in der Regenzeit war es nicht mal mehr möglich, mit dem Bagger hochzufahren und zu arbeiten», erzählt Risi. Sie hofft, dass sie Ende Januar endlich in ihr eigenes Haus einziehen kann. «Hier geht aber alles etwas langsamer und es ist nichts richtig planbar. Wenn es am Morgen regnet, wird nicht gearbeitet, auch wenn am Nachmittag die Sonne wieder scheint», erklärt Risi lachend.
Offenes Mini-Haus mit Garten für den Eigenbedarf
Ihr zweistöckiges Haus mit Galerie ist bis auf das Badezimmer komplett offen. Grosse Fenster sorgen für Licht und traumhafter Weitsicht. «Es ist das kleinste Haus, das in dieser Bauart hier möglich ist, aber für mich allein reicht das», sagt die Schweizerin. Gegen 50’000 Franken wird sie das Mini-Haus kosten.
Neben Orangen, Bananen und Avocado wachsen auch Kaffee- und Kakaobäume auf dem fruchtbaren Land. Die Bauerntochter plant einen Gemüsegarten für den Eigenbedarf anzulegen. «Ich habe schon etwas Erfahrung von unserem Hof in der Schweiz, aber die klimatischen Bedingungen sind hier doch anders und da muss ich erst mal ausprobieren, was überhaupt möglich ist.»
Zum Einkaufen über die ziemlich abenteuerlichen Strassen ins Dorf Hojancha fährt sie etwa zweimal die Woche. Ihr Weg zum Strand von Sàmara dauert rund eine Stunde. Hier verbringt die Schweizerin gern Zeit, wenn sie nicht mit den Pferden ausreitet oder arbeitet.
Arbeiten und Freizeit in der neuen Heimat
Ihren Lebensunterhalt verdient die Schweizerin mit Online-Coaching und -Beratung. Unter anderem für Interessierte, die sich wie Risi ihren Traum vom Leben in Costa Rica erfüllen wollen. Die Schweizerin kennt inzwischen Land und Leute gut und weiss, worauf man beim Kauf von Grundstücken und Immobilien achten muss und in welchen Gegenden sich noch bezahlbare Grundstücke finden.
Zurzeit sind Karin Risis Eltern aus der Schweiz für einige Wochen zu Besuch. Entsprechend freut sich die Tochter und nimmt sich vor allem Zeit, den Eltern ihre neue Heimat zu zeigen. An eine Rückkehr in die Schweiz denkt die junge Frau nicht. Unbeschwert meint sie: «In Costa Rica lebe ich jetzt meinen Traum und dafür bin ich unglaublich dankbar. Wer weiss, was die Zukunft bringt.»