Reichster Mann der Welt schafft bezahlbaren Wohnraum
Musk baut für seine Mitarbeiter eine Stadt

Der Unternehmer Elon Musk erschafft mitten in Texas (USA) eine neue Stadt, in der die Mitarbeitenden eine bezahlbare Bleibe finden. Das Vorhaben erntet allerdings auch viel Kritik.
Publiziert: 10.03.2023 um 19:08 Uhr
|
Aktualisiert: 16.03.2023 um 16:27 Uhr
1/7
Elon Musk will seinen Mitarbeitenden günstigen Wohnraum in Nähe des Arbeitsorts bieten.
Foto: keystone-sda.ch
RMS_Portrait_AUTOR_293.JPG
Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

Unternehmer und Milliardär Elon Musk (51) macht regelmässig mit der miesen Behandlung seiner Angestellten Schlagzeilen. Bei seinem Kurznachrichtendienst Twitter beispielsweise mussten Mitarbeitende vor lauter Arbeitsstress wiederholt in den Büros übernachten.

Jetzt setzt Musk zu einer eigenwilligen Lösung seines Image-Problems an: Er baut im US-Bundesstaat Texas eine eigene Stadt, wie das «Wall Street Journal» (WSJ) enthüllt. Diese wird in der Nähe der texanischen Hauptstadt Austin aus dem Boden gestampft. Hier liegen grosse Produktionsstätten von Musks Unternehmen SpaceX, Tesla und Boring Company.

Musk will, dass seine Mitarbeitenden hier «in neuen Häusern mit Mieten unter dem Marktniveau leben können». Das sehen einige auch kritisch: Grosse Technologieunternehmen bieten in den USA und auch anderswo seit Jahren zahlreiche Annehmlichkeiten am Arbeitsplatz, oft auf einem eigenen Campus. Damit halten sie Arbeitskräfte bei Laune. Vor allem identifizieren die Angestellten sich dann noch enger mit dem Unternehmen, wie es heisst.

Hintergedanke: Dafür nehmen die Mitarbeitenden auch längere Arbeitszeiten in Kauf. Mit dem Bau einer eigenen Firmenstadt könnte Musk diesen Ansatz auf die Spitze treiben.

Welcome to Snailbrook!

Der Baustart sei bereits 2021 erfolgt, das zur Verfügung stehende Areal wurde auf 1415 Hektar beziffert. Es könnte aber noch viel grösser werden: Musk besitzt in der Region offenbar bis zu 2430 Hektar Land.

Das WSJ beruft sich auf Urkunden und Grundbucheinträge, interne Unternehmensmitteilungen, staatliche Genehmigungsunterlagen und Interviews mit Grundstückseigentümern. Auf Twitter verbreitete Fotos enthüllen, dass auf dem Gebiet der Planstadt bereits erste Modulhäuser, ein Pool, ein Tennisplatz und ein Fitnessstudio aufgestellt wurden. Mindestens 110 Modulhäuser sollen erbaut werden. Anträge für den Bau einer Wasseraufbereitungsanlage und einer Schule liegen bereits vor.

Obwohl die Stadt formell noch nicht eingetragen ist, werden Ankommende mit einer Fahne in «Snailbrook, Texas» begrüsst. Der Name ist vom Maskottchen der Boring Company inspiriert, einer Schnecke. Weil Musk einst verlangte, dass die Bohrmaschinen des Unternehmens «schneller als Schnecken» vorankommen sollen. Und Snailbrook liegt gleich neben einer Werkshalle der Boring Company in der Bastrop County, südöstlich von Austin.

Wollen das die Mitarbeitenden?

Für die Mitarbeitenden klingt das Angebot auf den ersten Blick gut. Laut dem Bericht sollen diese lediglich etwa 800 Dollar pro Monat für Ein- und Zweizimmerwohnungen zahlen, dazu ist die Distanz zu den jeweiligen Arbeitsorten gering. Allerdings gibt es den Vorbehalt, dass sie innert 30 Tagen die Wohnungen verlassen müssen, sollten sie entlassen werden oder kündigen.

Angesichts der Vorgeschichte von Musk, der bei Twitter «Hardcore-Arbeitszeiten» durchsetzte und öfter mal Angestellte per Twitter entlässt und beleidigt, erscheint diese enge Bindung zum Arbeitsort weniger attraktiv. Die Vermutung liegt zudem nah, dass Musk sich mit seiner Stadt eine arbeitsrechtliche Freizone schafft. Seine regelmässigen Auseinandersetzungen mit staatlichen Aufsichtsbehörden sind bekannt. Unter anderem deshalb hatte er bereits eine Produktionsstätte von Tesla aus Kalifornien abgezogen und nach Texas verlegt, wo man ihm mehr «unternehmerischen Freiraum» gibt.


Fehler gefunden? Jetzt melden

Was sagst du dazu?

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.