Darum gehts
- Reiche Amerikaner flüchten mit Vermögen in die Schweiz wegen Trump
- Schweiz attraktiv wegen politischer Stabilität und Banking-Expertise
- Vontobel meldet verstärkte Nachfrage von US-Kunden in den letzten Monaten
Donald Trump (78) macht vermögende Amerikaner nervös. Und zwar so richtig. Anfragen von vermögenden Amerikanern, die ein Schweizer Bank- und Anlagenkonto eröffnen wollen, häufen sich, wie die «Financial Times» schreibt. Private Banker, Family Offices und Vermögensverwalter berichten von einem gestiegenen Interesse.
Seit Trumps Amtseinführung dürften Milliarden an Dollar in die Schweiz geflossen sein. Die meisten Banken wollen das gegenüber Blick nicht öffentlich bestätigen. Vontobel macht indes kein Geheimnis draus: «In den letzten Monaten haben wir eine verstärkte Nachfrage und ein wachsendes Interesse von US-Kunden an Vermögensverwaltungsdienstleistungen festgestellt», sagt Sprecher Urs Fehr auf Blick-Anfrage.
Die Gründe dafür seien vielfältig. «Neben der Unsicherheit in Bezug auf Geopolitik, Zölle und hohe Bewertungen in den USA suchen Investoren verstärkt nach Diversifizierung», so Fehr. «Wir haben gesehen, dass US-Investoren sich für Schweizer Aktien und den Schweizer Franken als Währung, nicht zuletzt wegen der geringen Staatsverschuldung der Schweiz, interessieren.»
Trump will den Dollar schwächen
Auch Rahul Sahgal (47), Chef der Schweizerisch-Amerikanischen Handelskammer (Amcham), bestätigt den Anstieg von US-Kunden im Gespräch mit Blick. Aus Schweizer Sicht gibt es laut Sahgal zwei Hauptgründe, weshalb unser Land bei vermögenden Amerikanern so gefragt ist: Einerseits die politische Stabilität, andererseits das Know-how: «Die Schweizer wissen einfach, wie Banking funktioniert. Dieses Wissen haben wir uns über mehr als ein Jahrhundert systematisch aufgebaut. Das hat sich natürlich herumgesprochen.»
Aus amerikanischer Perspektive kommen laut Sahgal zwei weitere Aspekte hinzu: die geografische und währungstechnische Diversifikation. Beides steht im Zusammenhang mit den Befürchtungen rund um Trumps Politik. So möchte Trump den Dollar schwächen – während der Franken als besonders stabile und sichere Währung gilt.
So heftig wie seit 2008 nicht mehr
Josh Matthews, Mitbegründer des Vermögensverwalters Maseco mit Sitz in Zürich und Genf, vergleicht die aktuelle Fluchtbewegung in der «Financial Times» gar mit der Finanzkrise 2008, als die Angst vor Bankenpleiten dominierte. Heute sei es die politische Lage, die reiche Amerikaner beunruhige. Konkretes Beispiel: Im Zeitungsartikel kommt ein Vermögensverwalter zu Wort, der einer US-Familie hilft, fünf bis zehn Millionen Dollar in die Schweiz zu bringen.
Einfach so ein Konto eröffnen bei einer Schweizer Bank, können amerikanische Kunden nicht. Die US-Vorschriften, etwa für Anlagen, sind streng. Halten sie sich nicht daran, laufen sie Gefahr, mit den US-Steuerbehörden Probleme zu bekommen. Schweizer Banken müssen alle US-Kontoinhaber den dortigen Steuerbehörden melden.