Ein Leben lang gearbeitet, und doch reicht das Ersparte in der Rente kaum zum Überleben. Gerade jetzt, wo alle in der Schweiz tiefer in die Tasche greifen müssen, um Lebensmittel, Versicherungen und Energiekosten bezahlen zu können.
Besonders hart treffen die steigenden Lebenshaltungskosten Pensionierte mit tiefen Renten. So geht es Maya H.* (76) aus dem Kanton Schwyz, über die Blick kürzlich berichtete. Sie will ihren vollen Namen nicht in der Zeitung lesen – zu gross ist das Stigma der Armut. «Ich lebe von 2470 Franken im Monat», sagte die Rentnerin. «Wenn alle Rechnungen bezahlt sind, bleiben mir noch 800 Franken, für Verpflegung und weitere Ausgaben.»
295'000 im Pensionsalter von Armut bedroht
Die Organisation Pro Senectute hat die finanzielle Situation von Seniorinnen und Senioren über eine Umfrage erhoben. Die «SonntagsZeitung» und «Le Matin Dimanche» berichteten darüber. Demnach sind in der Schweiz 295'000 Menschen im Pensionsalter von Armut bedroht. Sie müssen mit einem Einkommen von rund 2500 Franken pro Monat auskommen.
Jede siebte Person über 65 Jahre unterschreitet gar die Grenze von 2279 Franken monatlich. Dieser Betrag gilt in der Schweiz als Armutsgrenze. Viele Pensionierte könnten sich zwar ein gutes Leben leisten. Jede fünfte ältere Person sei jedoch akut armutsgefährdet oder bereits arm.
Zunahme der Altersarmut erwartet
Pro Senectute erwartet, dass die Altersarmut weiter zunimmt. Das macht Rentnerin Claire Sottas-Blattmann (70), die in der Region Genf lebt, Angst. Das sagte sie in einem Blick-Bericht jüngst im Hinblick auf steigende Preise für Energie, Krankenkassen und Mieten. «Restaurant-Besuche sind gestrichen, neue Schuhe auch», so Sottas-Blattmann.
Der Anteil von Pensionärinnen und Pensionären, die trotz jahrzehntelanger Schufterei das Geld fehlt, ist je nach Kanton sehr unterschiedlich. Laut der «SonntagsZeitung» ist der Anteil Menschen über 65 Jahren mit einem Einkommen unter 2279 Franken im Tessin am grössten. Es folgen die Kantone St. Gallen, Nidwalden, Thurgau, Obwalden und Genf.
Am kleinsten ist der Anteil in Basel-Stadt, Zug, Wallis und Zürich. Erklärbar machen die kantonalen Unterschiede etwa die Höhe der Löhne in strukturell schwächeren Regionen. (uro)
*Name der Redaktion bekannt