Auf einen Blick
- Schweizer Verbraucher zahlen zu hohe Netzgebühren
- 400 Millionen Franken jährlich zu viel während der Tiefzinsphase
- Bundesrat plant, Gewinne der Stromunternehmen zu kürzen
- Strombarone und Kantone wehren sich gegen die Anpassung
Für einmal sind sich die Grossen und die Kleinen einig: Wir alle bezahlen zu viel Geld für die Netzgebühren. Also dafür, dass der Strom in jedem Haushalt aus der Steckdose fliesst oder in den Firmen Maschinen, Förderbänder oder Kühlgeräte antreibt. Klar: Das Netz ist nicht gratis, umfasst Zehntausende Kilometer dickere und dünnere Leitungen, auch die Aufrechterhaltung der Netzstabilität gibt es nicht umsonst.
Trotzdem: Die Schweizer Verbraucher müssen jährlich Hunderte Millionen Franken zu hohe Netzgebühren entrichten. Preisüberwacher Stefan Meierhans (56) hat in der «NZZ am Sonntag» vorgerechnet, dass während der Tiefzinsphase etwa 400 Millionen Franken pro Jahr zu viel bezahlt wurden. «Das ist einfach wahnsinnig viel Geld, das den Stromkunden aus der Tasche gezogen wird.» Diese überhöhten Gewinne seien zudem volkswirtschaftlich schädlich, ergänzt Meierhans. Sein Fazit: «Wir vergolden das Netz der Strombranche.»
Bundesrat will Gewinne kürzen
Den volkswirtschaftlichen Schaden kritisiert auch die Gruppe Grosser Stromkunden (GGS), die Unternehmen wie Migros, Coop oder Swiss Steel umfasst und sich für günstigen Strom für den Werkplatz Schweiz einsetzt. Für 2024 prognostizieren Swissgrid und die Stromunternehmen Gewinnabschöpfungen für das Netz von rund 900 Millionen Franken. «Das grenzt aus meiner Sicht schon an Gier und ist befremdlich», sagt Roger Ambort, Geschäftsführer der GGS. Für ihn ist klar, dass die heutigen Gewinne überzogen sind. «Es ist ein völlig risikoloses Monopolgeschäft mit einem staatlich garantierten Gewinn», so Abort in der «NZZ am Sonntag».
Die heftige Kritik ruft den Bundesrat auf den Plan, der Handlungsbedarf signalisiert. Konkret geht es um eine Anpassung der Gewinnformel für die Investition in die Netzinfrastruktur – nach unten. Im Moment ist der Vorschlag des Bundesrats in der Vernehmlassung. Dieser würde Haushalte und Firmen um 127 Millionen Franken im Jahr entlasten.
Dagegen werden sich die Strombarone mit aller Macht wehren, unterstützt von den Kantonen, die teilweise selbst zu den Stromproduzenten und Netzbetreibern gehören. Das Stromnetz muss an die Energiewende angepasst werden, dafür brauche in den kommenden Jahren viel Kapital, heisst es aus der Strombranche.