Zentralschweiz und Tessin
Warum diese Regionen beim Mietzins überraschen

Die Angebotsmieten steigen rasant an, wie eine aktuelle Auswertung zeigt. Auch die Preise für Eigentumswohnungen gehen nach oben.
Publiziert: 09.01.2024 um 07:32 Uhr
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Aktualisiert: 09.01.2024 um 08:28 Uhr
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In Zürich steigen die Mieten landesweit am stärksten an.
Foto: keystone-sda.ch
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Martin SchmidtRedaktor Wirtschaft

Wer regelmässig auf Immobilienportale die inserierten Mietwohnungen anschaut, gerät ins Staunen: Die Angebotsmieten sind schweizweit innerhalb eines Jahres um 4,4 Prozent gestiegen, wie eine aktuelle Auswertung des Swiss Real Estate Offer Index zeigt. Er wird von der Immobilienberatungsfirma Iazi und Immobilien-Online-Plattform ImmoScout24 erstellt.

In der Grossregion Zürich fallen die Online-Preisschilder gar um 5,7 Prozent höher aus. Das heisst: Heute werden Wohnungen für 1800 Franken pro Monat angeboten, die noch vor zwölf Monaten für 1700 Franken ausgeschrieben worden wären. «Der deutliche Anstieg im Grossraum Zürich entspricht der Entwicklung, dass das Wohnungsangebot im wichtigsten Wirtschaftszentrum der Schweiz mit der Nachfrage nicht Schritt halten kann», sagt Martin Waeber (52), Managing Director Real Estate der SMG Swiss Market Group.

Ausreisser in Tessin und Zentralschweiz

Der Trend dürfte anhalten. Allein Dezember zogen die Mieten in der Grossregion Zürich mit 1,9 Prozent kräftig an. Überraschend deutlich legte mit plus 1,6 Prozent im Dezember auch die Region Tessin zu. «Der Anstieg im Tessin ist darauf zurückzuführen, dass im Dezember tendenziell mehr höherpreisige Mietobjekte inseriert wurden – etwa bei der Erstvermietung von grösseren Neubauten», erklärt Waeber.

Wegen des vergleichsweise geringen Inseratevolumen wären solche Schwankungen eher möglich. «Der Blick auf die Veränderung in den letzten zwölf Monaten zeigt, dass die Angebotsmieten im Tessin mit +0,5 Prozent praktisch unverändert sind», führt der Immobilien-Experte aus.

Ein weiterer Ausreisser, die Region Zentralschweiz mit -0,6 Prozent. «Auch hier entspricht die kurzfristige Veränderung nicht dem generellen Trend: In der Zentralschweiz ist mit +5,4 Prozent in Jahresfrist ein starker Anstieg festzustellen, der auf die hohe Wohnraumnachfrage besonders im Raum Zug, aber auch Luzern zurückzuführen ist», so Waeber.

Plus 8,6 Prozent in zwei Jahren

Aus Sicht der Mieterinnen- und Mieter ist der Blick auf die letzten zwei Jahre besonders unerfreulich: Landesweit legten die Angebotsmieten in diesem Zeitraum um 8,6 Prozent zu. Kostete eine Wohnung Anfang 2022 1700 Franken, wird ein vergleichbares Objekt heute für 1850 Franken inseriert. Gleichzeitig sind die Reallöhne im Schnitt um 2,2 Prozent geschmolzen.

Bei den Einfamilienhäusern haben die Preise scheinbar den Zenit erreicht – zumindest vorübergehend. Angebotspreise sinken, zuletzt im Dezember um 0,4 Prozent und im ganzen Jahr 2023 beinahe um das Doppelte. Auf ein Schnäppchen hoffen sollte man dennoch nicht: So sind die Preise während der Pandemie an attraktiven Lagen im zweistelligen Prozentbereich gewachsen. Seit Anfang 2011 legten sie landesweit gar um rund 36 Prozent zu.

Weiterhin nach oben zeigen die Preise für Stockwerkeigentum: plus 0,6 Prozent im Dezember und 2,6 Prozent im vergangenen Jahr. Waeber erklärt: «Verkäuferinnen und Verkäufer von Eigentumswohnungen erhoffen sich, dass potenzielle Käufer eher eine erschwingliche Stockwerkeinheit als ein Einfamilienhaus kaufen, womit diese Wohneigentumsform somit sehr begehrt bleibt. Dieser Umstand treibt die Preisforderungen derzeit weiter in die Höhe.» Beim Stockwerkeigentum zogen die Preise seit Anfang 2011 im Schnitt gar um 50 Prozent zu.

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