Unter Onlinejournalisten kursiert die ziemlich verlässliche Faustregel: Wenn sich eine Story um das Thema Immobilien dreht, wird sie gelesen. Das Volk der Schweizerinnen und Schweizer lässt sich, so scheint es, in zwei Hälften teilen: Wohneigentümer und solche, die es gerne wären.
So gesehen ist der Traum vom Eigenheim eine sehr helvetische Angelegenheit – was sich küchenpsychologisch gut erklären lässt: Angesichts aller Widrigkeiten der weiten Welt bieten die eigenen vier Wände letzte Sicherheit. Zumal Grund und Boden im Kleinstaat als besonders knappes Gut einen soliden Wert darstellen.
Noch tiefer in der Seele der Nation ruht die Sehnsucht nach der Zweitwohnung: Das private Alpenréduit gilt hierzulande als höchstes Glück der bürgerlichen Existenz. Die Gedanken sind frei, der Geist indessen strebt nach Mauern, und Wohlstand führt nicht zum Drang nach dem grossen Auftritt, sondern zum Rückzug ins Kleine, wie in Mozarts «Zauberflöte» verewigt: «O wär’ ich eine Maus, wie wollt’ ich mich verstecken! Wär’ ich so klein wie Schnecken, wie kröch’ ich in mein Haus!»
Wie jeder Mythos hat der Schweizer Traum vom Eigenheim seine irrationale Seite: Wer dem Mittelstand angehört und rechnen kann, sollte auf die eigene Ferienwohnung verzichten – sie lohnt sich finanziell nicht, wie jeder Experte weiss.
Buche stattdessen schöne Hotelzimmer oder miete für deine Auszeit eine grosszügige Wohnung: Die Ausgaben dafür sind immer noch tiefer als die für ein Eigenheim, für das du zudem Handwerker, Elektriker, andere Formen des Unterhalts und – vor allem – Steuern bezahlen musst. So wirst du auch den Druck los, stets an denselben Ort zu fahren. Du vermeidest den Mehraufwand der Fremdvermietung, wenn du deinem gekauften Feriendomizil untreu wirst. Überdies ersparst du das nicht unbeträchtliche Risiko eines Erbstreits.
Kurzum: Wenn du nicht zur Oberschicht gehörst, solltest du den Gedanken an eine private Zweitwohnung lieber vergessen. Aber eben – bei Immo-Themen ticken Schweizerinnen und Schweizer anders.
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