Es ist eigentlich ein feiner Zug, wie er heute überall alltäglich sein sollte: Ikea, der schwedische Möbelriese, stellt seinen Kundinnen und Kunden, die nicht mehr so gut zu Fuss sind, gratis Rollstühle zur Verfügung, wenn sie sich in den Möbelhäusern umschauen wollen.
Doch wie so oft: Der Teufel steckt im Detail, wie die «Luzerner Zeitung» berichtet. Denn mit den Rollstühlen kann man sich nicht im ganzen Möbelhaus frei bewegen. Kurz: Manchmal wirds einfach zu eng. Bei der Zeitung hat sich eine Kundin gemeldet, die schlechte Erfahrung gemacht hat.
Plötzlich in der Sackgasse
Sie schnappte sich in der Filiale in Dietlikon ZH einen Rollstuhl und machte sich auf Shoppingtour. Vorbei an Tischen, Sofas und Stühlen. Wie alle Kunden auch. Plötzlich aber stand sie vor unüberwindbaren Hindernissen. Einer Treppe, die sie mit dem Rollstuhl nicht überwinden konnte. Und einer Rolltreppe, deren Zugang allerdings mit Pfosten künstlich verschmälert war.
Ärgerlich! «Der Rollstuhl, auf dem ich sass und den ich von Ikea erhalten hatte, passte nicht durch die Abschrankung vor dem Rollband, er war zu breit.» Sie suchte nach einem Lift, einem Rollstuhllift oder einer Rampe. Nichts zu sehen. «Es war auch keine Beratungsperson zu sehen, an die ich mich hätte wenden können», sagt sie zur «Luzerner Zeitung».
«Umbau wäre zu teuer»
Überraschend: Ikea kennt die Problematik offenbar. «Ja, uns ist das seit längerem bekannt, aber ein Umbau wäre zu teuer», sagt ein Insider des Möbelhauses zur LZ. Das irritiert, zumal die Besitzerfamilie Kamprad die reichsten Bewohner der Schweiz sind.
Und was sagt Ikea zum Malheur? Eine Sprecherin erklärt, die Absperrungen vor dem Rollband gebe es aus Sicherheitsgründen, damit sich gewisse Einkaufswagen darin nicht verfangen würden. Sie betont aber: «Sie können leicht von einer Mitarbeiterin entfernt und somit für Rollstuhlfahrer geöffnet werden.»
«Man fühlt sich nicht vollwertig»
Kunden mit Kinderwagen, Rollstühlen oder einem Rollator sollten zudem «in der Regel» bei der Abgabe der Rollstühle auf die Abschrankungen aufmerksam gemacht werden, sagt die Sprecherin. Ein schwacher Trost für die betroffene Kundin. «Man fühlt sich aufgeschmissen, nicht vollwertig. Und man wird nervös, da man in einer Sackgasse steckt», sagt sie zur «Luzerner Zeitung».
«Leider ist man im Rollstuhl sehr oft mit solch unangenehmen Situationen konfrontiert, da viele Firmen beim Bau nach wie vor nicht an Menschen mit Behinderungen denken.» (pbe)