Was muss die Schweiz tun, damit sie ein attraktiver Standort bleibt?
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Parmelin an Novartis-Anlass:Was muss die Schweiz tun, damit sie attraktiv bleibt?

Pharma-Land Schweiz legt vor
Novartis eröffnet bei Basel modernste RNA-Anlage der Welt

Die Covid-Impfstoffe haben die RNA-Technologie weltbekannt gemacht. Sie kommt aber auch in vielen anderen Bereichen zur Anwendung und soll die Medizin revolutionieren. Die innovativen Wirkstoffe sind neuerdings «made in Switzerland».
Publiziert: 21.02.2023 um 00:20 Uhr
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Aktualisiert: 22.05.2023 um 18:30 Uhr
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Novartis hat in Schweizerhalle die modernste Produktionsanlage für RNA-Technologie in Betrieb genommen.
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Sarah FrattaroliStv. Wirtschaftschefin

Das karge Industriegebiet Schweizerhalle zwischen Muttenz und Pratteln BL ist nicht gerade für Attraktionen bekannt. Doch spätestens seit dieser Woche beherbergt es tatsächlich etwas weltweit Einzigartiges: die modernste Produktionsanlage für RNA-Technologie, bekannt geworden durch die Covid-Impfstoffe. Novartis hat die Anlage am Montag feierlich eröffnet.

«Hier entsteht die Magie», sagt Letizia Volpe beiläufig und deutet auf einen Stahlbehälter. Die Chemikerin führt an diesem Tag durch die Produktionsanlage. Selbst Wirtschaftsminister Guy Parmelin (63) lässt sich davon bezaubern. «Novartis setzt mit der Eröffnung dieser neuen Produktionsanlage ein starkes Zeichen für den Standort Schweiz», lobte der Bundesrat anlässlich der Eröffnung. Der Pharmariese steht immer wieder unter Verdacht, mehr und mehr Arbeitsplätze – besonders in der Produktion – ins Ausland zu verlagern.

Schweizerhalle steht für Superlative

70 Millionen Franken hat die neue Anlage gekostet. Ihr Aufbau dauerte weniger als zwei Jahre. «Wir haben innert kürzester Zeit 100 Gerätetypen installiert und 12 Kilometer Rohrleitungen verlegt», rechnet Michael Wessels (52) stolz vor. Er ist Werksleiter von Novartis in Schweizerhalle.

200 hochspezialisierte Angestellte arbeiten hier, produzieren zwei Tonnen Wirkstoff pro Jahr für 15 verschiedene Medikamente. Das klingt nach wenig. Doch im noch neuartigen RNA-Bereich betreibt Novartis nun eine der grössten Produktionsanlagen weltweit. «Wir spielen damit in der Champions League», betont Werksleiter Wessels – mit Superlativen wird in Schweizerhalle nicht gegeizt.

Revolution in der Medizin

Die RNA-Technologie ist in der Covid-Pandemie einem breiten Publikum bekannt geworden, beruhen doch die Impfstoffe von Moderna und Biontech auf diesem Prinzip. Novartis produziert in Schweizerhalle allerdings keine Impfstoffe, sondern Moleküle für sein Medikament Leqvio, einen neuartigen Cholesterinsenker. Die Wirkstoffe für die Covid-Impfung heissen mRNA, Novartis produziert in seiner neuen Anlage sogenannte siRNA.

RNA-Wirkstoffe docken an Proteine an und erreichen so Ziele im Körper, die mit herkömmlichen Medikamenten nicht erreichbar sind. Forscher und Pharmaindustrie sprechen davon, dass diese Technologie die Medizin gerade revolutioniert. Sie soll gegen Infektionskrankheiten, bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, neurologischen Krankheiten und Krebs zum Einsatz kommen.

Die Herstellung ist hochkomplex, 170 chemische Herstellungsschritte sind nötig, um in der neuen Anlage in Schweizerhalle das erwünschte Molekül für den Cholesterinsenker zu produzieren. Die Produktionsanlage erstreckt sich über drei Stockwerke.

In silbernen Stahlbehältern werden die kleinsten Bausteine synthetischer RNA-Therapeutika gelöst, synthetisiert, konzentriert, filtriert, destilliert und gefriergetrocknet – bis nach dreitägigem Prozess ein weisses Pulver entsteht: die erwünschten Moleküle.

Parmelin mit Seitenhieb auf FCB

Derzeit läuft noch eine Prüfung von Swissmedic – spätestens Ende Februar soll die Lizenz für die zwei neuen RNA-Produktionslinien vorliegen. Dann kommt erstmals Leqvio mit dem Wirkstoff «made in Switzerland» auf den Markt. Das Medikament ist bereits zugelassen, bislang kam es aus einer Fabrik in den USA.

Wenn die neue Anlage in Schweizerhalle dereinst voll ausgelastet ist, wird Novartis damit zum grössten Produzenten von siRNA weltweit. «Was Novartis hier leistet, verdient unsere Anerkennung», bilanziert Bundesrat Guy Parmelin. Um dann zu einem Seitenhieb auszuholen: «Wenn sich der FC Basel die Pharmabranche zum Vorbild nimmt, wird vielleicht auch er bald wieder erfolgreicher spielen.»

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