Peking in Alarmbereitschaft
Wirtschaftscrash in China befürchtet

Chinas Wirtschaft dürfte ihr Wachstumsziel für 2022 deutlich verfehlen. Die harten Lockdowns setzen dem Land zu. Für Staatschef Xi Jinping steht viel auf dem Spiel.
Publiziert: 02.05.2022 um 12:09 Uhr
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Aktualisiert: 02.05.2022 um 12:30 Uhr
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Die chinesische Industrie steht weitestgehend still.
Foto: VCG via Getty Images

Was ist nur bei den Chinesen los? Die zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt befindet sich in der Krise. Wegen der Zero-Covid-Strategie verhängt Staatschef Xi Jinping (68) überall dort harte Lockdowns, wo es Corona-Ausbrüche gibt. Mit Shanghai ist das wirtschaftliche Epizentrum Chinas seit über einem Monat praktisch zu. Auch in der Hauptstadt Peking müssen die Menschen nun zu Hause bleiben – wegen 60 Corona-Fällen pro Tag.

In Peking herrscht deshalb Alarmbereitschaft – die chinesische Regierung fürchtet den wirtschaftlichen Absturz, wie die «NZZ» am Montag berichtet. Tatsächlich leiden längst nicht mehr nur Restaurants in China unter den Lockdowns. Auch die für Chinas Wirtschaft zentrale Industrie steht weitestgehend still – Lieferketten sind unterbrochen. Der Caixin-Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe fiel im April auf 46, den tiefsten Stand seit Februar 2020.

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Droht China Rezession?

Noch schlimmer für Xi Jinping: Schon Anfang Mai ist klar, dass China das Wachstumsziel von 5,5 Prozent für dieses Jahr verfehlen wird. Laut Experten sei das Ziel mittlerweile nicht mehr zu erreichen. Sollten sich die Lockdowns in Bälde auflösen, lägen zumindest noch 3 bis 4 Prozent drin, meinen Beobachter. Hält Xi Jinping an seiner Strategie fest, droht hingegen sogar eine Rezession.

Peking will mit mehreren Massnahmen dem wirtschaftlichen Abschwung gegensteuern. Die Regierung will in die Infrastruktur investieren, beispielsweise in intelligente Stromnetze und Breitbandnetze. Auch der 5G-Ausbau soll vorangetrieben werden. Infrastruktur sei der «Grundpfeiler der wirtschaftlichen und der sozialen Entwicklung», sagte Jinping vergangene Woche.

Auch der Immobiliensektor soll wieder in Schwung gebracht werden. Und sogar mit dem Tech-Sektor will die Zentralregierung aus Peking nun das Gespräch suchen, nachdem man die Branche im 2021 mit Regulierungen überzogen hatte.

Politische Spielchen von Xi

Wie schlecht es um Chinas Wirtschaft steht, zeigt sich auch an den Märkten. Im Jahr 2021 gehörten die chinesischen Börsen zu den wenigen, die nicht zulegen konnten. Stattdessen verlor die Hongkonger Börse mehr als 20 Prozent. Auch in diesem Jahr befindet man sich sowohl in Hongkong (–10 Prozent) wie auch in Shanghai (–16 Prozent) wieder in den tiefroten Zahlen.

Um einen langfristigen Turnaround zu schaffen, müsste sich Xi Jinping wohl von seiner Zero-Covid-Strategie verabschieden. Doch ein Abrücken davon ist praktisch unmöglich, denn seine Person ist eng mit dem Erfolg in der Pandemiebekämpfung verbunden. Und Xi Jinping will im Herbst für eine dritte Amtszeit als KP-Generalsekretär gewählt werden. Dafür setzt er nun offenbar die chinesische Wirtschaft aufs Spiel. (nim)

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