Aldi-Suisse-Chef Jérôme Meyer (42) treibt die Expansion seines Express-Lieferdienstes voran. Nur zwei Monate nach seiner Ankündigung im Blick-Interview lässt er Taten folgen. Nach Zürich und Umgebung können Kundinnen und Kunden jetzt auch im Grossraum Winterthur vom Sofa aus beim Discounter einkaufen. Auch in St. Gallen kommen Aldi-Online-Shopper in diesen Tagen erstmals auf ihre Kosten.
Im Spätsommer geht der Express-Lieferdienst dann in den Städten Bern und Basel an den Start, wie ein Aldi-Sprecher auf Anfrage von Blick bestätigt. Begonnen hatte die Testphase mit Aldi now, wie der Lieferdienst beworben wird, im Dezember 2021 im Raum Zürich. Ein Sprecher: «Die Resonanz auf unseren Testlauf ist bisher sehr positiv. Die Erweiterung des Testgebiets unseres Lieferdienstes schreitet erfolgreich voran.» Weitere Grossstädte der Schweiz seien auf dem Radar und würden in «absehbarer Zeit» miteinbezogen.
Druck auf Grossverteiler wächst
Damit erwächst den grossen Online-Supermärkten von Migros und Coop Konkurrenz. Aber wie kann der Discounter gegen die Riesen bestehen?
Bestellungen für Lebensmittel, Drogerie- und Haushaltsartikel, die bis 11.30 Uhr aufgegeben werden, kommen gleichentags ab 18 Uhr zu Hause an, wie Aldi verspricht. Die Konkurrenten garantieren eine Lieferung innert 24 Stunden nach Bestellungseingang – Coop gegen eine Zusatzgebühr.
Meyer von Aldi Suisse hält die Kosten tief. «Ein sogenannter Picker stellt im Laden die Bestellung zusammen und übergibt sie dem Logistik-Partner zur Auslieferung. Das spart Kosten», sagte er im Interview. Folglich benötigt der Discounter kein Extralager für die Online-Ware.
Aldi-Auslieferer arbeitete auch mit Migros
Pikant: Die Auslieferung übernimmt Logistik-Partner Annanow, der nach dem Uber-Prinzip funktioniert. Kurier werden kann jeder. «Sie sind zuverlässig und an einem Nebenverdienst interessiert?», heisst es auf der Website. Zu den Fahrern gehören Taxiunternehmer oder private Hobbyboten, aber auch professionelle Logistiker. Die Migros versuchte sich im Lebensmittelgeschäft vor einigen Jahren mit Annanow, brach den Pilotversuch aber ab. Auf der Website zählt der Auslieferer namhafte Unternehmen zu seinen Kunden: Manor, Fleurop, Media Markt, Jumbo.
Nach Hause liefert Aldi ab einem Mindestbestellwert von 50 Franken. Bei Migros und Coop liegt dieser Wert höher. Die Lieferkosten reduzieren sich wie bei der Konkurrenz mit zunehmendem Wert des Warenkorbs: Bei einem Einkauf ab 99 Franken liegen Aldi, Migros und Coop bei den Lieferkosten praktisch gleichauf. Für eine Bestellung gleichentags verrechnet Coop fünf Franken zusätzlich. Alle drei Dienste akzeptieren die Bezahl-App Twint.
Die Preise für die Produkte im Online-Shop sind dieselben wie im Supermarkt, allerdings ist das Sortiment von Aldi naturgemäss kleiner als jenes von Migros und Coop. «Die Bestellungen im Online-Shop widerspiegeln einen sehr guten Wocheneinkauf», sagt der Aldi-Sprecher. Zu den Top-Artikeln zählen Bio-Produkte wie Salatgurken oder Zitronen, Obst und Gemüse, vor allem aber Mineralwasser.