ÖV-Branche bringt neue Abo-Modelle
2000 Franken bezahlen, für 3000 Franken fahren

Die ÖV-Branche experimentiert mit neuen Abo-Modellen für die Zeit nach Corona. Zwei Pilotprojekte laufen auf nationaler, weitere auf regionaler Ebene.
Publiziert: 01.09.2021 um 13:30 Uhr
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Aktualisiert: 01.09.2021 um 16:30 Uhr
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Pendeln während Corona: Die Passagierzahlen sind immer noch 25 Prozent tiefer als vor der Pandemie.
Foto: Keystone
Marc Iseli

Die Schweiz ist eine Nation von Bahnfahrern. Das Generalabonnement (GA) und das Halbtax sind Verkaufsschlager. Vor Corona nutzen über eine halbe Million Menschen das GA, beim Halbtax ging die Zahl in der Spitze sogar Richtung drei Millionen.

Aber nach Corona ist die Welt eine andere. Bus und Bahn dürften erst 2024 wieder Zahlen sehen, wie sie vor der Pandemie üblich waren. Dank Homeoffice pendeln weniger Leute ins Büro, Zehntausende sparen sich das Geld für teure Jahresabos , aktuell sind nur rund 400'000 GAs im Umaluf. Die ÖV-Branche bringt nun neue Modelle für die Zukunft.

Zwei Pilotprojekte laufen auf nationaler Ebene. Im ersten Modell kauft der Kunde ein Guthaben von 3000 Franken, bezahlt dafür aber nur 2000 Franken. Im zweiten kauft er ein Guthaben für 1000 Franken, bezahlt aber nur 800 Franken.

Kein Geldverlust

Das Guthaben ist in beiden Fällen persönlich. Damit können in der SBB-App Tickets gekauft werden. Für die erste oder die zweite Klasse, mit Halbtax oder ohne. Wird der Kaufpreis – 800 respektive 2000 Franken – während der Abolaufdauer nicht amortisiert, wird die Differenz zwischen Kaufpreis und genutztem Guthaben erstattet. Es geht also kein Geld verloren.

Die beiden Guthaben-Modelle haben das Potenzial, in Zukunft das GA oder ein Verbundbillett zu ersetzen. Im November startet die Suche nach maximal 1200 Testkandidaten – je 600 pro Versuch. Die Suche erfolgt zufällig aus dem Kundenverzeichnis der ÖV-Branche. Der Verkauf findet ausschliesslich online statt.

Ab Dezember läuft der Test. Erste Ergebnisse sind für Ende 2022 oder Anfang 2023 zu erwarten.

Guthaben in Zug

Regional kommt dasselbe Modell beim Tarifverbund Zug zum Einsatz – mit einem Guthaben von 500 Franken zum Preis von 400 Franken. Die Fahrausweise können hier über die App von Fairtiq bezogen werden. Und auch hier gilt: Wird der Kaufpreis nicht voll ausgeschöpft, gibt es Geld zurück.

Auf regionaler Ebene gibt es ausserdem diverse Tests mit einem Preisdeckel. Dieses Modell sieht vor, dass die Fahrtkosten der Kunden bei einem bestimmten Betrag gedeckelt werden. Ist der Deckel erreicht, sind sämtliche weiteren Fahrten kostenlos.

Beispiel Aargau: Im Tarifverbund A-Welle folgt ein Test mit einem Preisdeckel auf Monatsbasis. Kunden zahlen maximal den Preis des Monatsabonnements plus 10 Prozent. Reguläre Abonnentinnen und Abonnenten sollen so weiterhin einen Vorteil haben. Abgerechnet wird jeweils Ende des Monats – via Fairtiq-App. Wer zu viel bezahlt hat, kriegt eine Gutschrift. Der Test startet bereits ab September.

Abo für Teilzeit-Büro

Ein anderes Modell kommt in der Waadt und im fribourgischen Tarifverbund zum Einsatz. Dort experimentieren die ÖV-Betreiber mit flexiblen Abo-Modellen.

Heisst im Klartext: Ein Abo für zwei bis drei Tage pro Woche – frei wählbar, maximal 104 oder 156 Tage im Jahr. Das ist unter anderem für jene interessant, die Teilzeit arbeiten – oder Teilzeit im Büro sind. Der Versuch ist bereits angelaufen, über 400 Abos sind gelöst. Affaire à suivre.

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