Öffentlicher Zoff in den Online-Kommentaren
Jetzt redet ein Gast des umstrittenen Uetliberg-Wirts

Der Wirt des Ausflugsrestaurants Uto Staffel auf dem Zürcher Uetliberg veröffentlicht online gern mal Name, Arbeitgeber und Wohnort seiner Gäste – wenn sie eine negative Google-Bewertung schreiben. Auch Simon B. kommentierte und fiel aus allen Wolken.
Publiziert: 26.01.2023 um 17:57 Uhr
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Aktualisiert: 27.01.2023 um 12:23 Uhr
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Wirt Dirk Luttmann geht bei negativen Online-Bewertungen in die Offensive.
Foto: Karin Frautschi
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Martin SchmidtRedaktor Wirtschaft

Wirt Dirk Luttmann (56) polarisiert: Wer Luttmanns Ausflugsrestaurant Uto Staffel auf dem Zürcher Uetliberg online negativ bewertet, kriegt sein Fett weg. Dabei schreckt Luttmann auch nicht davor zurück, Name, Wohnort oder Arbeitgeber seiner Gäste preiszugeben.

Simon B.* gab dem Restaurant vor drei Monaten nur einen Stern in seiner Google-Bewertung. Er fand es unter anderem nicht kinderwagentauglich. Kurz darauf erhielt er die Retourkutsche: «Sie und ihre Gemahlin sollten ihre bequemen Bürostühle bei der Credit Suisse respektive KPMG verlassen und mal einen Sonntag bei uns verbringen. Ich versichere Ihnen, dass Sie danach Ihre Meinung revidieren», antwortete Luttmann auf die Negativbewertung.

B. ist baff, als er das liest: «Dass der Wirt recherchiert hat, wo ich und meine Partnerin arbeiten, ist schon eine dicke Nummer. Aber es zeigt, was für eine Person er ist», sagt er zu Blick. B. möchte keine öffentliche Aufmerksamkeit und deshalb anonym bleiben.

«Wollte andere Gäste warnen»

Der Negativbewertung ging ein Restaurantbesuch im letzten Herbst voraus. «Wir waren zwei Pärchen mit Kinderwagen und wurden vom Personal im halb leeren Restaurant an einen Tisch geführt. Doch dann kam der Wirt und sagte uns, dass wir mit den Kinderwagen draussen bleiben müssen», schildert er seine Sicht der Dinge. Er schreibe sonst so gut wie nie Bewertungen. «Ich wollte andere Gäste aber vor diesem unfreundlichen Chef warnen», führt er aus.

Luttmann stellt die Situation völlig anders dar: «Wir haben noch ausstehende Reservationen gehabt», schreibt er in seiner Online-Antwort. Dies sei der Grund für die freien Tische gewesen. Mit Kindern und Kinderwagen habe er keinerlei Probleme. Aussage gegen Aussage. Welche Version stimmt, lässt sich kaum prüfen.

Outen der Gäste rechtlich heikel

Wie Luttmann in einem anderen Kommentar schreibt, gehe es ihm mit seinen Antworten darum, seine Sicht der Dinge zu schildern. Das ist sein Recht. Namen, Arbeitgeber oder gar Telefonnummern seiner Gäste dürfte er hingegen nicht ins Internet stellen. «Das riecht nach einer Verletzung des Persönlichkeitsrechts», sagt Digitalanwalt Martin Steiger (44). Luttmann hätte die Anfragen auch beantworten können, ohne die Daten seiner früheren Gäste preiszugeben.

«Sie drohte mit schlechter Online-Bewertung»
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Gast wollte Wunschtisch:«Sie drohte mit schlechter Online-Bewertung»

Doch Luttmann hat die Nase voll von anonymen Bewertungen, wie er zu Blick sagt. Das sei der Grund, weshalb er Kritikerinnen und Kritiker outet. Wie das überhaupt möglich ist? Erinnert sich der Wirt an den Vorfall, gleicht er die Online-Bewertungen mit den Reservierungen an besagtem Tag ab. Dann googelt er die Namen und findet mit etwas Glück Adresse und Arbeitgeber.

Mit dem Medienrummel schiessen die Google-Bewertungen für das Restaurant Uto Staffel in die Höhe. Viele Leute solidarisieren sich mit dem Wirt und sind überzeugt, dass Online-Bewertungen oft unfair sind. Doch es gibt auch einige negative Bewertungen, welche die Google-Bewertung am Donnerstagnachmittag von 4 auf 3,9 Sterne sinken lassen – das Maximum wären 5 Sterne.

* Name geändert


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