Dirk Luttmann (56) muss sich als Wirt der Uetliberg-Beiz Uto Staffel im Netz so einiges anhören. Das lässt er aber nicht auf sich sitzen – sondern zofft auch mal mit den Kommentarschreibern im Netz.
Das Thema bewegt nicht nur die Blick-Leserinnen und -Leser. Das Uto Staffel auf dem Uetliberg hat nach dem Blick-Artikel innert Stunden Dutzende neue Bewertungen erhalten. Die überwiegende Mehrheit davon: positiv.
«Diese Solidaritätswelle freut mich sehr», sagt Luttmann am Mittwochmorgen zu Blick. Eigentlich müsste er arbeiten, er käme in den letzten zwei Stunden aber kaum dazu. «Ich erhalte viele Rückmeldungen, die allermeisten sind positiv.»
Neuer Besucherrekord auf der Website
Seit Beginn des Medienrummels am Sonntagabend hat seine Website über 14'000 Zugriffe verzeichnet – ein neuer Rekord. Der erste Artikel, der auf dem Online-Portal «Watson» erschienen ist, könnte letztlich doch noch etwas Gutes haben.
«Ich bin froh, konnte ich nun einige Dinge richtigstellen», sagt Luttmann. Ob die Aufmerksamkeit seinem Geschäft helfe, wisse er noch nicht. «Das werden wir sehen», sagt der Wirt – und verabschiedet sich: «Es ist bald Mittag. Wir müssen vorwärtsmachen.»
Luttmann scheint einen Nerv getroffen zu haben. Auf Google erhält er positive Kommentare von Menschen, die noch gar nie im Uto Staffel essen waren. «Ich war noch nie bei euch, aber werde demnächst essen kommen, ich feier den Chef! Er ist ein Kämpfer und lässt sich nicht unterkriegen!», heisst es unter anderem.
Andere nehmen auch Stellung zu den negativen Kommentaren: «Ich habe nun einige 1-Stern-Gästebewertungen durchgelesen und mir ist echt zum Fremdschämen! Diese sind teilweise sehr beleidigend und aus Laiensicht (kenne die Situation natürlich nicht) völlig übertrieben.»
Kommentare dürften nicht verletzend sein
Dabei sind solche negativen Kommentare je nachdem gar nicht erlaubt. «Google erlaubt zwar solche Kommentare. Aber sie müssen der Wahrheit entsprechen und dürfen nicht unnötig verletzend sein», sagt Digitalanwalt Martin Steiger (44).
Die Kommentarschreiber sollen sich besser fragen, was sie mit ihrem Kommentar erreichen möchten. «Sie sollten sich der Auswirkung der Kommentare bewusst sein», so Steiger. Diese könnten sowohl rufschädigend als auch verletzend für den Wirt und das Personal sein.
Aber auch Luttmann setzt bekanntermassen nicht immer auf die feine Art. Namen, Telefonnummern und Arbeitgeber seiner Gäste dürfte er eigentlich nicht ins Internet stellen. «Das riecht nach einer Verletzung des Persönlichkeitsrecht», sagt Steiger. Zumindest, solang keine überwiegendes privates Interesse bestehe. Luttmann hätte die Anfragen auch beantworten können, ohne die Daten seiner früheren Gäste preiszugeben.
Aufwand einer Klage zu gross
Dagegen klagen werde aber wohl niemand. «Der Aufwand ist viel zu gross. Es kostet viel Energie und Geld.» Aktuell könnte man mit einer Klage sowieso nur eine Löschung erreichen. Und dies lässt sich auch einfacher bewerkstelligen.
Beispielsweise können Betroffene, die ihre Daten gelöscht haben möchten, sich beim Wirt mit einem Einschreiben melden. Oder sie wenden sich direkt an Google.
Was Gäste aber nicht dürfen, ist mit schlechten Rezensionen drohen. «Das wäre strafbare Nötigung oder gar Erpressung», sagt Steiger. Luttmann hat schon erlebt, dass Gäste solche Drohungen als Druckmittel verwenden – beispielsweise, um einen besseren Tisch zu ergattern. Das ist nicht zu empfehlen.