Der Terrassen-Zoff bewegt derzeit die Schweiz. Eigentlich ist der Streit für die meisten Betriebe aber kaum von Bedeutung. Denn selbst wenn der Bund die Öffnung aller Restaurant-Terrassen erlauben würde, würde die Mehrheit leer ausgehen.
«Die meisten Restaurants bleiben lieber zu und erhalten Schadensersatz, als die Terrassen zu öffnen», sagt der Gastro-Berater Marcel Wissmann (60). «Eine Terrassen-Öffnung wäre für die meisten Gastrobetriebe ein Witz.»
Seit Corona kaum Umsatz
Der Grund: Schon vor Corona sei das Gastrogeschäft erst dann wirklich rentabel gewesen, wenn viele Gäste auf engsten Raum bedient werden konnten. «Schon mit den neuen Schutzmassnahmen wurde kaum noch Umsatz gemacht.»
Man müsse die Betriebskosten mit dem möglichen Umsatz im Verhältnis sehen, sagt der Experte. «Eine Öffnung der Terrassen ist für die ländlichen Restaurants ein Gewinn», sagt er. «Für die meisten anderen, die keine Terrassen besitzen oder nur wenige Plätze draussen zur Verfügung stellen können, lohnt sich der Aufwand nicht.»
Verband ist auch dagegen
Bisher hat der Terrassen-Zoff vor allem unter den Bergrestaurants für Aufruhr gesorgt. Einige Kantone wie Graubünden erlauben den Restaurants ihre Terrassen für Take-away-Kunden zu öffnen. Andere Kantone, wie etwa das Wallis, sind da strenger. Das BAG rät allen, die Terrassen zu schliessen. Aber das ist nur eine Empfehlung.
Auch der Verband Gastrosuisse hält nichts von einer Teil-Lösung. «Nur die Terrassen zu öffnen ist keine Lösung für die Branche», schreibt der Verband. Für einzelne Betriebe könne das zwar sehr wichtig sein, heisst es. Aber nur die Aussenbereiche zu öffnen, bringe allein wegen des unberechenbaren Wetters wenig.
70 Prozent der Betriebe haben nichts davon
Gastro-Berater Wissmann schätzt, dass bis zu 70 Prozent der Betriebe bei einer Terrassen-Öffnung leer ausgehen würden. Das sieht der Wirt Daniel Ernst (36) aus Zürich ähnlich. In der Stadt sollen die Restaurants laut Beschluss sowieso zunächst komplett geschlossen bleiben.
«Ich setze nun auf die Härtefallzahlungen, die uns noch zustehen», sagt er. Zu seinen Betrieben gehören das Fribourger Fondue-Stübli beim Stauffacher und die Raclette-Stube im Niederdorf. «Ich hoffe darauf, dass wir durch eine umsichtige Lockerung der Massnahmen unter Einbezug der epidemiologischen Erkenntnisse im Frühsommer die Restaurants wieder langfristig öffnen können.»