«Es soll genau so erfolgreich weitergehen»
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Burri rettet Trachtenstube:«Es soll genau so erfolgreich weitergehen»

Nina Burri (44) verbiegt sich für die Familie
Schlangenfrau rettet Trachtenstube

Die Familie von Nina Burri führt den grössten Trachtenverleih der Schweiz. Die Tradition ist aber bedroht. Eine Spendenaktion bringt nicht den gewünschten Erfolg. Und doch kommt es zur Rettung.
Publiziert: 07.09.2021 um 01:25 Uhr
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Aktualisiert: 07.09.2021 um 15:18 Uhr
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Claudia Burri, Annemarie Burri und Nina Burri (von links) reichen die Familientradition weiter.
Foto: Thomas Meier
Marc Iseli (Text), Thomas Meier (Fotos)

Als Schlangenfrau feiert Nina Burri (44) weltweit Erfolge. Jetzt verbiegt sie sich für Mutter Annemarie (78) und Schwester Claudia (46). Es geht um die Zukunft der familieneigenen Trachtenstube.

Mutter Annemarie hat vor 36 Jahren den Grundstein für das Geschäft gelegt. «Meine Mutter hat Tag und Nacht gearbeitet», erinnert sich Nina Burri beim Besuch von Blick. Sie sitzt zwischen der Schwester und der Mutter auf der Holzbank im Haus, wo sie aufgewachsen ist. Auf dem Tisch sind selbst gebackene Bretzeli bereitgestellt, hauchdünn, eine Spezialität der Mutter.

«Ich habe eins zu eins miterlebt, wie das Geschäft gewachsen ist», sagt Nina Burri. «Ich glaube, wir sind nie in die Ferien gefahren. Wir waren immer hier. Sie hat immer gearbeitet.»

«Es ist an der Zeit»

Jetzt soll das Familiengeschäft in neue Hände gehen. «Es ist an der Zeit», findet Mutter Annemarie. Die Pensionärin kann sich nicht mehr persönlich um das Geschäft kümmern. Ninas Schwester Claudia hat das die letzten Jahre erledigt. Sie ist als Juristin aber anderweitig stark eingebunden, wie sie sagt.

Es braucht eine Lösung. Diese Lösung war eigentlich auch gefunden. Vier Berner Schneiderinnen wollten die Burri-Familientradition weiterführen. Sie wollten den Fundus, der fein säuberlich im Keller auf Spannteppich lagert, von Wabern bei Bern nach Interlaken BE zügeln und das Angebot für Kinder aufbessern.

Einziges Problem war das Geld. Eine Viertelmillion ist nötig. Die Summe deckt die Kosten für den Umzug und den gesamten Bestand. Die Banken wollten aber keinen Kredit sprechen. Die Angelegenheit war ihnen zu unsicher. Denn Corona hat auch das Trachtengeschäft gelähmt. Richtiggehend durchgeschüttelt sogar. «Es ist eine ziemliche Katastrophe», sagt Claudia. «Innerhalb von drei oder vier Wochen haben wir alle Aufträge verloren.»

«Jeder Franken hilft»

Die Schneiderinnen wollten das Geld stattdessen mit einer Spendenaktion auftreiben. Sie wurde vor knapp vier Monaten lanciert. Nina Burri liess sich als Zugpferd einspannen. Alle kennen sich. Alle schätzen sich. Die Liebe zur Tradition verbindet sie. Bislang sind trotzdem erst 43’000 Franken zusammengekommen. Über 200’000 Franken fehlen noch.

Nina und Schwester Claudia Burri machen deshalb einen weiteren Spendenruf. «Jeder Franken hilft», sagen die beiden Bernerinnen. Die Hoffnung bleibt, dass noch mehr Geld zusammenkommt. Sie sind aber auch realistisch. Doch für die Zukunft wünschen sich die beiden vor allem eines: dass die Tradition weiter besteht. «Dass die Leute eine Adresse haben, wo sie hin können und eine Tracht finden», sagt Nina Burri.

Das ist kein Lippenbekenntnis von der Burri-Holzbank. Die Berner Frauen meinen es ernst. Obschon die Spendenaktion nicht den gewünschten Betrag in die Kassen gespült hat, geht das Familiengeschäft an die vier Schneiderinnen. Die Tinte auf dem Vertrag ist getrocknet. Die Burris bleiben beteiligt. Auch der Name bleibt bestehen. Der Fundus geht aber nach Interlaken. Nach Jahrzehnten in Wabern. Der Camion ist bereits organisiert.

Mehr Zeit für Krimis

Der Kaufpreis wird erst später beglichen. Jetzt geht es um den Erhalt eines Erbes. Das hat Vorrang. Es ist eine Herzensangelegenheit. «Die Trachtenstube kommt in gute Hände», sagt Mutter Annemarie. Sie begann einst mit fünf Trachten. Mittlerweile sind es über 500. Es ist die grösste Trachtenstube der Schweiz – und ihre Rettung ist gelungen.

Die Burri-Frauen freuen sich über die Lösung. Nina macht einen aufgerichteten Spagat, mit Haube auf dem Kopf und Silber an der Brust. Mutter Annemarie schwärmt von der Zukunft. Sie geht jeden Tag eine Stunde spazieren, an den Bauernhäusern vorbei nach Kleinwabern und am Waldrand zurück. Jetzt ist sie auch noch einer Krimi-Diskussionsrunde beigetreten. «Im Oktober oder November geht es los», freut sie sich.

«Endlich kann meine Mutter das verdiente Leben einer Seniorin leben», sagt auch Nina Burri.

Sie übernehmen das Trachten-Erbe

Marianne Gnägi (52) ist diplomierte Trachtenschneiderin aus Grindelwald BE. «Die Tradition liegt mir sehr am Herzen», sagt sie. Deshalb hat sie sich mit drei anderen Schneiderinnen zusammengeschlossen, um das Erbe der Familie Burri anzutreten: Mit Eva Orsinger (52), Jrene Burkhalter (50) und Kathrin Kohler (43). Sie bilden das Käuferquartett, bewahren die Tradition. Bei offiziellen Anlässen tragen die vier Frauen Tracht. Kohler zum Beispiel hat die farbigste – jene vom Haslital. Gnägi trägt die Grindelwaldner. «Sie hat als einzige Tracht am Mieder eine Spitze im Rücken», sagt sie. «Ein fünfteiliges Fläckli.»

Gnägi glaubt an die Zukunft des Heimeligen. «Die Zeit der Tracht ist noch nicht vorbei», so die Berner Oberländerin. Die Jungen würden die Tradition wieder für sich entdecken. Gerade jetzt, wo der Schwingsport einen Aufschwung erlebe. Corona habe dem Traditionellen zwar arg zugesetzt, gleichzeitig sei die Pandemie auch Katalysator. «Wir besinnen uns wieder zurück auf alte Werte», sagt die Schneiderin, die hauptberuflich in einem Integrationsprogramm für ausgesteuerte Menschen arbeitet. Marc Iseli

Marianne Gnägi (52) ist diplomierte Trachtenschneiderin aus Grindelwald BE. «Die Tradition liegt mir sehr am Herzen», sagt sie. Deshalb hat sie sich mit drei anderen Schneiderinnen zusammengeschlossen, um das Erbe der Familie Burri anzutreten: Mit Eva Orsinger (52), Jrene Burkhalter (50) und Kathrin Kohler (43). Sie bilden das Käuferquartett, bewahren die Tradition. Bei offiziellen Anlässen tragen die vier Frauen Tracht. Kohler zum Beispiel hat die farbigste – jene vom Haslital. Gnägi trägt die Grindelwaldner. «Sie hat als einzige Tracht am Mieder eine Spitze im Rücken», sagt sie. «Ein fünfteiliges Fläckli.»

Gnägi glaubt an die Zukunft des Heimeligen. «Die Zeit der Tracht ist noch nicht vorbei», so die Berner Oberländerin. Die Jungen würden die Tradition wieder für sich entdecken. Gerade jetzt, wo der Schwingsport einen Aufschwung erlebe. Corona habe dem Traditionellen zwar arg zugesetzt, gleichzeitig sei die Pandemie auch Katalysator. «Wir besinnen uns wieder zurück auf alte Werte», sagt die Schneiderin, die hauptberuflich in einem Integrationsprogramm für ausgesteuerte Menschen arbeitet. Marc Iseli

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