Neue Studie hebt den Mahnfinger
Arbeitsbedingungen für Frauen in der Schweiz sind schlecht

Eine neue britische Studie misst die Rolle und Bedingungen für Frauen auf dem Arbeitsmarkt. Von 29 OECD-Ländern steht die Schweiz an viertletzter Stelle.
Publiziert: 06.03.2025 um 18:48 Uhr
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Aktualisiert: 07.03.2025 um 06:30 Uhr
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In der gesamten OECD liegt der Medianlohn für Frauen 2024 11,4 Prozent unter dem für Männer.
Foto: Getty Images

Darum gehts

  • Schweiz schneidet im Glass-Ceiling-Index schlecht ab, steht an viertletzter Stelle
  • Nordische Länder dominieren Ranking, Schweden an der Spitze
  • Frauen in der Schweiz verdienen 11,4 Prozent weniger als Männer im Median
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Robin WegmüllerRedaktor Wirtschaft

Am Samstag ist Internationaler Frauentag. Die britische Zeitung «The Economist» nimmt das zum Anlass, um den Glass-Ceiling-Index zu publizieren. Die Studie vergleicht die Arbeitsbedingungen für Frauen in 29 OECD-Ländern. Die Erkenntnisse sind bitter: Die Schweiz schneidet äusserst schlecht ab – sie steht an viertletzter Stelle. 

Ein Blick auf die Indikatoren zeigt, wo wir im Vergleich zu den nördlichen Ländern hinterherhinken. Die Schweden an der Spitze dominieren sie dieses Ranking nämlich schon mehrere Jahre. Noch schlechtere Arbeitsbedingungen für Frauen als die Schweiz herrschen nur noch in Japan, Südkorea und der Türkei.

Die Top- und Flop-5 des Glass-Ceiling-Index 

RangLand
1.Schweden
2.Island
3.Finnland
4.Norwegen
5.Frankreich
25. Tschechien
26.Schweiz
27.Japan
28.Südkorea
29.Türkei

Frauen verdienen deutlich weniger

Schlecht steht die Schweiz beim Lohn da. In der gesamten OECD liegt der Medianlohn für Frauen 2024 11,4 Prozent unter dem für Männer. Die Schweiz liegt unter dem Durchschnitt. In Belgien verdienen Frauen derweil nur 1,1 Prozent weniger als Männer. Stark aufzuholen hat unter anderem Südkorea. Hier kassieren Frauen fast 30 Prozent weniger. Gemäss «The Economist» gibt aber noch weitere Entwicklungen, die Sorge bereiten. So vergrössert sich die Lohnschere zwischen Mann und Frau in einigen Ländern sogar – darunter Australien und Japan.

Kein Grund für das schlechte Abschneiden der Schweiz ist die Erwerbsquote, also der Prozentsatz der Frauen, die einer bezahlten Arbeit nachgehen. Die neusten Daten zeigen, dass die Erwerbsquote bei Frauen 7,4 Prozent tiefer liegt als bei Männern. Der OECD-Schnitt ist dabei fast doppelt so hoch. Beim Spitzenreiter Finnland ist der Unterschied nur 1,1 Prozentpunkte gross. In der Türkei ist er mit 37,3 Prozent massiv.

Mutter- und Vaterschaftsurlaub

Auch die Familiengründung spielt im Index der britischen Zeitung eine Rolle. Mütter übernehmen nach wie vor die meisten Kinderbetreuungsaufgaben. Darum können ein grosszügiger Mutter- und Vaterschaftsurlaub und eine günstige Kinderbetreuung ihre Einbindung in die Arbeitswelt fördern. Doch auch hier ist die Schweiz klar im Hintertreffen. 

Die Schweiz hat mit Abstand die höchsten Kinderbetreuungskosten. Danach folgen Neuseeland und die USA. An der Spitze steht Deutschland. Auch die 14 respektive 2 Wochen Mutter- und Vaterschaftsurlaub reichen im internationalen Vergleich bei weitem nicht. Die OECD-Länder haben 2024 im Schnitt 31,6 Wochen bezahlten Mutterschaftsurlaub und auch der Papi bekommt acht Wochen frei.

Übrigens: Diese drei Indikatoren werden im Index weniger stark gewichtet, da nicht alle Frauen Kinder haben.

Frauen in Führungspositionen

Wie sieht es in den Teppichetagen aus? Die Entwicklung der Repräsentation von Frauen in den höheren Etagen der Arbeitswelt zeigt ein erfreulicheres Bild. Die Schweiz bewegt sich hier um den OECD-Durchschnitt. Frauen hielten in der Schweiz 2016 17,1 Prozent der Sitze in der Geschäftsleitung. 2024 sind es immerhin 34,4 Prozent.

Auf der politischen Ebene stieg die Vertretungsquote ebenfalls. Im Schweizer Parlament liegt der Frauenanteil im letzten Jahr bei 38,5 Prozent. Die höchste Repräsentation weist Schweden mit 46,7 Prozent auf. Auf der Stufe der Führungspersonen hält sich die Schweiz knapp unter dem Durchschnitt von 34 Prozent.

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