Damit Züge fahren, braucht es nicht nur Schienen und Strom, sondern auch Bahnfunk. Die Schweizerische Bundesbahn (SBB) verfügt dafür über ein eigenes Funknetz entlang von rund 3800 Kilometern Geleisen. Dieses ist aber massiv veraltet: Die SBB nutzen noch 2G.
Verschiedene Netzbetreiber wie die Swisscom haben aufgrund der Einführung neuer Mobilfunkstandards das bald 30 Jahre alte 2G bereits abgeschaltet. Die SBB hat es zunehmend schwierig, Ersatzteile und Dienstleistungen für diese archaische Technologie zu erhalten. Sie sieht das Ende der Lebensdauer ihrer bisherigen Bahnfunk-Technologie GSM-R, die auf 2G basiert, innert der kommenden rund zehn Jahre erreicht. Deshalb wird auf den europäischen Standard FRMCS, der auf 5G basiert, umgestellt. Dieser wird ab diesem Jahr in der Schweiz ausgerollt.
Um den künftigen Bahnfunk bereitstellen zu können, muss die SBB einen Teil der bestehenden Antennenstandorte umbauen, zudem wird es mehr Antennen geben als bisher mit GSM-R, da die Reichweite von FRMCS aufgrund einer höheren Frequenz von 1,9 Gigahertz geringer ist.
Stand heute gehe man für den schweizweiten FRMCS-Betrieb von 1800 Antennen-Standorten aus, sagt SBB-Sprecherin Sabrina Schellenberg in der «NZZ am Sonntag». Ursprünglich war einmal von 3000 5G-Antennen die Rede gewesen.
Widerstand aus der Bevölkerung?
Obwohl weniger Antennen als ursprünglich gedacht aufgestellt werden, bleibt das Thema heiss. Zum einen gilt es für die SBB, die in der Schweiz recht strengen Strahlungs-Grenzwerte einzuhalten, zum anderen, die Bevölkerung von der Notwendigkeit des Unterfangens zu überzeugen. Bekanntlich regt sich gegen 5G seit Jahren Widerstand – obwohl bislang keine Studie eine gesundheitsschädigende Wirkung gezeigt hat. Allerdings gibt es auch noch keine Langzeitstudien.
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Die Modernisierung des Netzes wird Jahre in Anspruch nehmen. Doch bereits im 2. Quartal 2023 wollen die SBB beim Bundesamt für Verkehr ein «Plangenehmigungsverfahren» einreichen, um auf der Bahnstrecke Bern–Thun einen Pilotbetrieb einrichten zu können. Dort geht es um 43 Antennenstandorte, die sowohl für den neuen Bahnfunk als auch der «Fahrgastversorgung mit 5G» dienen.
Um Ängste bei der Bevölkerung – und damit mögliche Einsprachen – im Keim zu ersticken, hat die SBB auf der eigenen Website Antworten zu spezifischen Fragen publiziert. Die SBB weisen auch darauf hin, dass neue Mobilfunktechnologien energieeffizient sind und die Bahn attraktiver machen, etwa für Geschäftsreisende.
Allerdings werden Einsprachen von Anwohnern gegen einzelne Antennen kaum Erfolg haben: Beim SBB-Netz sind Funklöcher keine Option. (rae)