Antennen-Standorte verzweifelt gesucht
Hausbesitzer kassieren bis zu 1,8 Millionen Franken für 5G-Antenne

Am Wohnort von Alain Berset wurde der Bau einer Handy-Antenne verhindert. Neue Standorte für solche Antennen zu finden, ist schwierig. Telekomanbieter sind bereit, dafür tief in die Taschen zu greifen.
Publiziert: 26.08.2022 um 16:04 Uhr
|
Aktualisiert: 22.09.2022 um 13:41 Uhr
1/8
Sie sind verzweifel gesucht: Standorte für 5G-Antennen wie hier in Zürich.
Foto: Keystone
Dorothea Vollenweider

Sie stehen auf Hausdächern, in Vorgärten oder irgendwo im Grünen: Aktuell existieren in der Schweiz rund 20'000 Mobilfunk-Antennen. Um das Land mit der vollen Leistung von 5G zu versorgen, bräuchte es allerdings doppelt so viele. Doch neue Standorte für die Antennen zu finden, gestaltet sich für Swisscom, Sunrise UPC und Salt zuweilen schwierig.

Das letzte prominente Beispiel dafür ist der Fall Berset: Gesundheitsminister Alain Berset (50) hat sich privat gegen den Bau einer Handy-Antenne an seinem Wohnort Belfaux FR gewehrt. Unter anderem auch wegen gesundheitlicher Bedenken. Es handelte sich damals noch um eine 4G-Antenne, die das Unternehmen inzwischen auf 5G hätte umrüsten können.

Standortsuche als Geschäft

Um geeignete Antennenstandorte zu finden, beauftragen Telekomanbieter meist externe Firmen, sogenannte «Site Hunter». «Diese fragen unter anderem private Hausbesitzer an, um auf deren Dach eine Antenne zu installieren», sagt Daniel Gruber (48) von W-Com Wireless Communications. Die Firma vertritt die Interessen von Privaten, der öffentlichen Hand sowie grossen Immobilienfirmen gegenüber den Mobilfunkprovidern.

Verkaufsargument Nummer eins aus Sicht von Eigenheimbesitzern: Die Vergütung, die solche Firmen den Kunden versprechen, wenn sie ihnen ihr Dach zur Verfügung stellen. Denn wer eine Antenne auf seinem Dach erlaubt, hat Anrecht auf einen Mietzins. Dieser fällt je nach Region sehr unterschiedlich aus.

Es locken Hunderttausende Franken

Die Telekomfirmen bieten beispielsweise 6000 Franken Mietzins pro Jahr. «Vielfach locken sie Privateigentümer auch mit dem Angebot, dass der Mietzins mehrere Jahre im Voraus ausbezahlt werden kann», sagt Gruber. Bei einem Vertrag über 15 Jahre wird aus 6000 Franken pro Jahr dann beispielsweise 90'000 Franken, welche auf einen Schlag ausbezahlt werden.

«Das verleitet den einen oder anderen privaten Grundeigentümer dazu, ja zu sagen, weil er einen Haufen Geld bekommt», so der Experte. Wie viel Telekomunternehmen bereit sind, an Hauseigentümer zu bezahlen, hängt unter anderem stark vom Standort ab.

«Der Mietzins widerspiegelt auch den Leidensdruck des Providers», so Gruber. Die Firmen versuchen laut dem Experten üblicherweise, einen möglichst tiefen, markt- und ortsunüblichen Mietzins zu verhandeln. «Die externen Akquisitionsfirmen werden entsprechend belohnt, den nicht informierten Grundeigentümer über den Tisch zu ziehen», sagt Gruber.

Swisscom bestreitet das: «Unsere Mieten und Verträge für Mobilfunkstandorte sind fair und marktgerecht», sagt Sprecher Armin Schädeli.

Spielraum nach oben

An zentralen Lagen sind Mietzinse bis zu 50'000 Franken jährlich möglich. Auf 15 Jahre gerechnet sind das 750'000 Franken. In ländlichen Gegenden ist laut Gruber ein Jahresmietzins von 12'000 Franken üblich oder 180'000 Franken in 15 Jahren. In den grossen Städten wie Genf, Bern, Zürich, Basel oder Lausanne kann der Mietzins an besten Lagen bis zu 120'000 Franken pro Jahr betragen. Auf 15 Jahre gerechnet sind das 1,8 Millionen Franken.

Anders gesagt: Es ist Verhandlungssache, wie viel Hauseigentümer mit einer Antenne verdienen können. «Zumeist lässt sich dreimal mehr herausholen, als initial angeboten wurde», sagt Gruber.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.