Philip Nitschke (76) ist der Erfinder der umstrittenen Suizidkapsel und Kopf der Sterbehilfeorganisation Exit Switzerland. Der gebürtige Australier und bekannte Freitod-Aktivist will mit der Kapsel ein Ableben ohne den Einsatz von Gift ermöglichen. Seit kurzem ist bekannt, dass er sich die Schweiz mit ihrer liberalen Gesetzgebung für den ersten Einsatz des «Tesla der Sterbehilfe» ausgesucht hat – der erste Patient sei schon in die Schweiz eingereist. Jetzt wird auch klar, wo dies geschehen soll.
Im Wallis soll zum ersten Mal ein Mensch mit der Suizidkapsel namens Sarco sterben. Und zwar bereits im Laufe der kommenden Woche. Auf einer Alpwiese mit Blick auf das Matterhorn, wie die «NZZ» mutmasst. Nitschke sei bekannt für die grosse Inszenierung. Er soll die Premiere seiner vor fünf Jahren vorgestellten Kapsel nach allen Regeln der PR in Szene setzen. Und der Patient selber entscheiden können, wo er sterben will.
In Schaffhausen verboten
Doch darf er das im Wallis überhaupt? Schaffhausen hat den Einsatz der Suizidkapsel nämlich verboten. Die Staatsanwaltschaft des Kantons Schaffhausen droht dem Betreiber der Suizidkapsel mit einem Strafverfahren, sollte diese auf Kantonsgebiet zum Einsatz kommen. Die Verwendung der Kapsel werfe strafrechtlich relevante Fragen auf, die mit bis zu fünf Jahren Haft bestraft werden könnten.
Dabei spielt Artikel 115 des Strafgesetzbuches eine entscheidende Rolle. Er regelt, dass «Verleitung und Beihilfe zum Selbstmord aus selbstsüchtigen Gründen» sanktioniert wird. Dazu zählt eine finanzielle Bereicherung an einem freiwilligen Suizid.
Behörden wissen von nichts
Im Kanton Wallis ist das laut dem Bericht offenbar kein Thema. Weil die Walliser Behörden offiziell gar nichts von den Plänen wissen. Und vor allem, weil es nicht verboten ist, sich das Leben zu nehmen. Ob der Einsatz der Suizidkapsel legal oder illegal ist, dürften die Gerichte erst im Nachhinein klären.
Doch wie funktioniert die Suizidkapsel? Der Patient legt sich rein und drückt dort einen Knopf. Dann strömt Stickstoff in die luftdicht abgeschlossene Kapsel. Die Folge: Innert weniger Sekunden tritt eine Hypoxie ein, ein Sauerstoffmangel im gesamten Körper. Das führt zur Bewusstlosigkeit und letztlich zum Tod. Innert 30 Sekunden. Der Betroffene soll dies nicht bemerken. Er nehme ein angenehmes Gefühl wahr und sterbe dann.
Stickstoff-Methode heftig kritisiert
Die Stickstoff-Methode ist zuletzt allerdings heftig kritisiert worden. In den USA wurde ein zum Tode verurteilter Häftling damit hingerichtet. Er trug eine Maske und atmete den Stickstoff ein. Zeugen, die der Hinrichtung beigewohnt haben, berichteten danach, dass der Verurteilte gelitten habe. Er soll nach Luft geschnappt und sich gekrümmt haben. Erst nach einem minutenlangen Kampf sei er gestorben.
Vor allem Menschen, die an unheilbaren Krankheiten leiden, scheiden mit Begleitung aus dem Leben. Sie müssen urteilsfähig sein. Zudem muss eine Fachperson bescheinigen, dass der Sterbewunsch in Anbetracht der Lebenssituation nachvollziehbar sei. Erst dann bekommen sie den Wirkstoff Natrium-Pentobarbital, der von einem Arzt verordnet werden muss. Diesen nehmen die Patienten in Wasser aufgelöst ein oder es wird eine Infusion angelegt, an der der Betroffene den Infusionshahn selbst öffnet.
Diese Stellen sind rund um die Uhr für Menschen in Krisen und für ihr Umfeld da:
- Beratungstelefon der Dargebotenen Hand: Telefon 143 www.143.ch
- Beratungstelefon von Pro Juventute (für Kinder und Jugendliche): Telefon 147 www.147.ch
- Weitere Adressen und Informationen: www.reden-kann-retten.ch
Adressen für Menschen, die jemanden durch Suizid verloren haben
- Refugium – Verein für Hinterbliebene nach Suizid: www.verein-refugium.ch
- Nebelmeer – Perspektiven nach dem Suizid eines Elternteils: www.nebelmeer.net
Diese Stellen sind rund um die Uhr für Menschen in Krisen und für ihr Umfeld da:
- Beratungstelefon der Dargebotenen Hand: Telefon 143 www.143.ch
- Beratungstelefon von Pro Juventute (für Kinder und Jugendliche): Telefon 147 www.147.ch
- Weitere Adressen und Informationen: www.reden-kann-retten.ch
Adressen für Menschen, die jemanden durch Suizid verloren haben
- Refugium – Verein für Hinterbliebene nach Suizid: www.verein-refugium.ch
- Nebelmeer – Perspektiven nach dem Suizid eines Elternteils: www.nebelmeer.net